Als bronchial wirksames Gewächs ist die Gemeine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) ein gerne verwendetes Heilmittel bei Bronchitis. Vor allem Kinder profitieren von der schleimlösenden Wirkung der Bibernelle, da die Pflanze im Vergleich zu anderen Heilkräutern relativ sanft wirkt und kaum Anwendungsrisiken birgt. Zudem eignet sich das Kraut wie viele Doldenblütler als Räucher- und Gewürzpflanze, wobei es sich hier meist nicht um die Gemeine Bibernelle, sondern um Anis (Pimpinella anisum) handelt.
Was ist Bibernelle? – Einzelheiten zu Ursprung und Geschichte der Pimpinella
Bibernellen gehören zu der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Im Falle der Pimpinella saxifraga sind ihre Zwergsträucher in Europa, Asien und im Kaukasus heimisch, wo sie kalkhaltige, trockene und nährstoffarme Böden in lichtreichen Gegenden bevorzugen. Anis hingegen stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum.
Die Gemeine Bibernelle ist auch unter dem Namen Bockwurz, Steinpetersilie, Pfefferkraut oder Bumbernell bekannt. Als volkstümliche Namen für Anis gelten Anais, Brotsamen, Enis und römischer Fenchel. Beide Arten der Bibernelle erreichen Wuchshöhen von bis zu 60 cm und fallen durch ihre doppeldoldigen, weißen Blütenstände auf, welche den Pflanzen von Juni bis Oktober ihr typisches Aussehen verleihen.
Wegen ihres würzigen, scharfen Geschmacks werden Doldenblütler der Gattung Pimpinella nicht nur zu medizinischen Zwecken, sondern darüber hinaus auch als Gewürzzutat für Gerichte, Magenbitter, Liköre und Spirituosen genutzt. In Bezug auf traditionelle Opferspeisen wären hier vor allem Aniskringel und anishaltiger Met zu nennen. Diese wurden bereits vor über 1000 Jahren an Erntefesten, Hochzeiten, und anderen Feierlichkeiten gereicht, um Gäste und Götter wohlgesonnen zu stimmen. Selbst Tauben reagierten Aufzeichnungen zu Folge positiv auf den würzigen Geschmack von Pimpinella anisum, weshalb Anisöl früher zur Eingewöhnung junger Tauben im Taubenschlag genutzt wurde.
Freie Atemwege und bessere Verdauung – über die Heilwirkung von Bibernellen
Ähnlich wie Pest- und Meisterwurz galt auch Bockwurz bzw. Bibernelle im Mittelalter als Schutzpflanze gegen Seuchen. So wurde die Apiaceae beispielsweise zur Vorbeugung gegen den schwarzen Tod angewandt, nachdem ein Gläubiger entsprechende Weisungen aus dem Himmel vernommen haben soll.
Esset die Bibernelle, so sterbet Ihr nicht so schnelle,
Lautete die überlieferte Prophezeiung wortwörtlich und wurde so oder ähnlich angeblich auch von geheiligten Tieren wie Vögeln übermittelt. Ebenfalls gebräuchlich war eine Verwahrung der Bibernellwurzel durch stillende Mütter unter deren Busen. Dies soll die Milchproduktion angeregt und die Stillenden vor Beschwerden wie spannenden Brüsten bewahrt haben.
In der Tat zählt Bibernelle heute noch zu den sogenannten Frauenheilkräutern, jedoch eher im Bereich der Menstruationsregulierung. Wesentlich bedeutsamer sind aber die schleimlösenden, entzündungshemmenden Eigenschaften der Pimpinella, welche in der Medizin bei folgenden Beschwerden angewendet werden:
- Asthma
- Bronchitis
- Erkältung
- Grippe
- Halsschmerzen
- Heiserkeit
- Kehlkopf- und Rachenentzündungen
Des Weiteren wird der Bibernelle in Form von Anis eine verdauungsfördernde Wirkung nachgesagt, die zum Beispiel bei Appetitlosigkeit, Blähungen und Durchfall zum Einsatz kommen kann. Erstmals schriftlich belegt wurde diese Heilwirkung im Universal Herbal aus dem Jahre 1820. Hier heißt es:
Anis hilft vor allem bei Bauchgrimmen, für das Kinder besonders anfällig sind.
Inhaltsstoffe von Pimpinella saxifraga und Pimpinella anisum
Wichtiger Bestandteil von Medikamenten aus Gemeiner Bibernelle ist der pflanzeneigene Inhaltsstoff Pimpinellin. Er wird vorrangig aus den Wurzeln der Pimpinella saxifraga gewonnen und wirkt sowohl schleimlösend als auch verdauungs- und menstruationsfördernd. Entzündungshemmende Eigenschaften werden hingegen folgenden Inhaltsstoffen der Gemeinen Bibernelle zugeschrieben:
- ätherische Öle
- Cumarine und Furocumarine
- Gerbstoffe
- Polyacetylene
- Saponine
Auch in Anis sind derartige Wirkstoffe reichlich vorhanden. Insbesondere die ätherischon Öle der Pimpinella anismum besitzen eine antibakterielle und krampflösende Wirkung, was bei der Bekämpgung von Magen-Darm-Erkrankungen von Vorteil ist. Zusätzlich wirken hier:
- Anethol und Isoanethol
- Anisketon
- Anissäure
- Kampfer und Vitamin C
Anwendung und Nebenwirkungen – Bibernelle gegen klassische Kinderkrankheiten
Ob als Tee, Lutschpastille, Hustensaft oder Salbe zur Befreiung der Atemwege – aufgrund ihrer schonenden Wirkung sind Essenzen der Bibernelle ein häufiger Zusatz von Kinderarzneimitteln zur Erkältungstherapie. Doch auch Erwachsene profitieren bei der Behandlung von Bronchitis und Co. von der sanften Heilwirkung der Pimpinella. Selbst in Sachen Asthmaspray vertraut die Schulmedizin auf Bibernell.
Bei Verdauungsproblemen oder Menstruationsbeschwerden kann Pimpinella in Form von Tinkturtropfen eingenommen werden. Hier kommen nicht nur die Bibernellwurzel sondern auch die Früchte des Anis zum Einsatz. Allerdings ist während der Schwangerschaft und Stillzeit eine ärztliche Beratung bezüglich der Dosierung ratsam. Grundsätzlich beträgt die empfohlene Tagesdosis:
- 4 Gramm Anis für Erwachsene und Kinder über 6 Jahren
- 2 Gramm Anis für Kinder zwischen 2 und 6 Jahren
- 1 Gramm Anis für Kinder bis 2 Jahre
Fazit
Was mögliche Nebenwirkungen anbelangt, ist Bibernell im Gegensatz zu manch anderen Heilpflanzen vollkommen unbedenklich. Sowohl Anis (Pimpinella anisum) als auch die Gemeine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) eignen sich hervorragend für die Zubereitung von Hustentees, Gurgelwassern und anderen Hausmitteln zur Therapie gegen Bronchitis. Zur Behandlung von Verdauungs- oder Menstruationsbeschwerden beschwerden ist neben Bibernelltee eine Einnahme der Bibernelle als Tinktur oder Magenbitter sinnvoll.