Wer Jura studiert, kann bestimmte Spezialgebiete wählen. Beim Medizinrecht handelt es sich um ein vielfältiges Rechtsfeld, das eng mit dem Strafrecht verwoben ist. Es wird auch als Gesundheitsrecht bezeichnet. Fachanwälte für Medizinrecht sind mit dem medizinischen Fach ebenso vertraut wie mit dem juristischen. Schwerpunktmäßig betreuen sie Rechtsfragen bzw. Rechtsstreitigkeiten hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Patienten, Krankenkassen und Ärzten, bezüglich möglicher Verstößen gegen das Arztwerberecht über Behandlungs- und Diagnosefehler sowie auch im Themenfeld des illegalen Organhandels.
Gerade letzteres ist ein international problematisches Kriminalthema. Hier berühren sich Medizinrecht und Strafrecht im Besonderen. Ebenso verfügt der medizinisch versierte Rechtsanwalt über eine umfassende Kenntnis was die Arzthaftung anbelangt, nämlich etwa dann, wenn durch Behandlungsfehler eine weitere gesundheitliche Beeinträchtigung ausgelöst wird.
Dieser Teilbereich ist das sogenannte Arzthaftungsrecht. Ärzte müssen Behandlungen dokumentieren, Patienten aufklären und die Diagnostik hinreichend erläutern. Ansonsten sind – bei Schädigungen des Patienten – Ärzte auf Schadensersatz, Unterhalt oder Schmerzensgeld zu verklagen. Hier kann es ggf. auch um Geburtsschäden gehen. Es ist oft der Fall, dass Patienten Erklärungen unterschreiben, inwiefern der Arzt zum Beispiel für eine Operation, die Folgeschäden sowie die Entscheidungen des Patienten haftbar ist. Entsprechende Fachanwälte können sowohl Patienten als auch Ärzte vertreten, die Ansprüche gegenüber Krankenkassen durchsetzen möchten.
Aufgaben eines Medizinrechtsanwalts
Rechtsanwälte für Medizinrecht müssen im Rahmen der straf- und zivilrechtlichen Dimension medizinischer Behandlungen, sowie im Recht der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung, dem Vertragsarztrecht, dem Pflegeversicherungsrecht, dem ärztlichen Berufsrecht und anderer Heilberufe, dem Krankenhausrecht, dem Medizinprodukte-, Arzneimittel- sowie Apothekenrecht sowie bestimmten Besonderheiten des Prozess- und Verfahrensrechts zusätzlich vorausgebildet sein.
Rechtsanwälte für Gesundheits- und Medizinrecht werden dazu konsultiert, Arztverträge zu prüfen, gegen unsachliche Werbung von Ärzten oder Heilmitteln vorzugehen, sie werden dazu beauftragt, Pflegestufen, Rehabilitationsmaßnahmen oder Pflegeansprüche durchzusetzen, Verstöße gegen das Arzneimittelrecht auch international bzw. europaweit zu überprüfen sowie Ärzte bei Verfahren zum Vergütungsrecht zu vertreten. Entsprechende Rechtsanwälte sind nicht nur freiberuflich tätig, sondern auch im Auftrag von Unternehmen, Krankenhäusern oder Arzneimittelfirmen. Somit lohnt es sich stets für entsprechend ausgebildete Juristen, Stellenangebote im Medizin- und Gesundheitsrecht zu prüfen. Diese erscheinen in Ärzteblättern, werden aber auch oft intern ausgeschrieben. Naturgemäß können sich diese Fachanwälte häufig auf ein bereits hohes Einstiegsgehalt verlassen, da es um starke Finanzpartner oder hohe Gegenstandssummen geht.
Fachanwälte für Medizinrecht – Studium und Arbeitsgemeinschaft
Ein Anwalt für den Schwerpunkt Medizinrecht studiert zunächst neun Semester Jura. Dann legt er das 1. Staatsexamen ab. Danach folgt das Referendariat, woraufhin das 2. Staatsexamen folgt. Im Anschluss spezialisiert sich der Jurist in beliebigen Fachanwaltsbereichen. Für den Bereich des Medizinrechts sind in einem solchen Studium 60 Rechtsfälle zu bearbeiten.
Ein Fachanwaltslehrgang für Medizinrecht schließt sich außerdem noch mit 120 Stunden an. Ca. 2.000 Rechtsanwälte gehören der Arbeitsgemeinschaft Medizinrecht des Deutschen Anwaltvereins an. Diese fördert die Interessen der Mitglieder, bietet Förderungen an und ist in acht Gruppen aufgeteilt: Die des Vertragsarzt-, Krankenhaus-, Vergütungs- und Leistungsrechts, der der Vertragsgestaltung, des Medizinstraf- und Arzthaftungsrechts, des Berufsrechts sowie der Apotheken-, und Medizinprodukte sowie des Arzneimittelrechts. In diesen Gruppen werden die Fachanwälte auf den neuesten Stand der Rechtslage gebracht, denn der Gesetzgeber veröffentlicht regelmäßig Neuerungen zu bestehenden Gesetzen und informiert über aktuelle Gerichtsurteile.