Das auch als Anstrengungsasthma bekannte Belastungsasthma ist eine Sonderform des Asthmas, bei der die für Asthma typischen Atemprobleme gezielt während körperlicher Anstrengung auftreten. Belastungsasthma tritt deshalb häufig bei sportlicher Betätigung auf. Dies gilt vor allem dann, wenn die Sportaktivität in trockener und kalter Luft ausgeübt wird. Betroffene Asthmatiker, zu denen vor allem Allergiker und Kinder zählen, erleiden dabei nicht nur krankheitstypischen Atemprobleme, sondern auch einen unangenehmen Reizhusten. Lesen Sie im Folgenden, wie das Anstrengungsasthma entsteht und welche Methoden der Therapie sich zur Behandlung eignen.
Entstehung von Belastungsasthma
Im Normalfall wird Luft bei der Atmung durch die Nase gereinigt, erwärmt und befeuchtet, bevor sie in die Atemwege vordringt. Befindet sich der Körper aber in einer anstrengenden Situation, kann sich die Atmung stark beschleunigen und Atemluft auch über den Mund eingesogen werden. Besagte Mundatmung verhindert, dass die absorbierte Luft ausreichend gefiltert wird und gelangt somit kalt und trocken in die Lungenflügel. Bei Belastungsasthma ist der besagte Vorgang besonders gefährlich. Die Sonderform von Asthma bezeichnet eine chronische und entzündliche Lungenkrankheit, bei der eine Überempfindlichkeit und Hyperreaktivität der Bronchien vorliegt. Im Zuge der Erkrankung reagieren die Atemwege betroffener Asthmatiker bei körperlicher Belastung selbst auf kleinere Reize mit einer heftigen Entzündung. Ein Anfall beim Sport und anderen Einheiten exzessiver Bewegung ist damit also vorprogrammiert.
Die trockene, kalte Atemluft kann im Falle von Anstrengungsasthma ebenso wie eingeatmete Reiz- oder Schadstoffe eine Schwellung der Bronchialschleimhäute auslösen. Auf diese Weise verengen sich die Atemwege. Zusätzlich reagiert die Schleimhaut mit einer vermehrten Sekretbildung (Hyperosmolarität) sowie einer Verkrampfung der Bronchialmuskulatur, was die Atemwege weiter verengt. Innerhalb dieser Entzündungsreaktion werden in den Lungenflügeln Leukotriene und Histamin freigesetzt, welche die Entzündung zusätzlich intensivieren. Die krankheitstypischen Atemprobleme können bei Belastungsasthma darum besonders extrem ausfallen.
Ursachen für Belastungsasthma
Wie bei normalem Asthma bronchiale sind auch die Gründe für Belastungsasthma bislang noch nicht vollständig geklärt. Neueste Studien deuten jedoch auf einen Zusammenhang zwischen Atmung und Schweißproduktion hin. Menschen mit empfindlichen Atemwegen produzieren geringere Mengen an Schweiß und Speichel. Deshalb wird vermutet, dass die für Speichel- und Schweißproduktion zuständigen Mechanismen auch für den Flüssigkeitshaushalt in den Schleimhäuten der Atemwege verantwortlich sind. Zu Komplikationen, die in Folge für asthmatische Atemprobleme sorgen, kann es hier durch folgende Ursachen kommen:
- Allergene: Zu den häufigsten Auslösern von Asthma zählt das Einatmen von Allergenen. Sie können die Schleimhaut der Atemwege enorm überreizen und bestehende Sensibilitäten durch anhaltende Reizzustände verstärken. Zu den gängigen Allergenen für Asthmatiker zählen hierbei:
- Pollen,
- Schimmelpilzsporen,
- Tierhaare
- Ausscheidungen der Hausstaubmilbe.
- trockene und kühle Luft: Neben Allergenen kann auch trockene und kühle Luft die Bronchialschleimhäute bei Belastungsasthma reizen. Die mangelnde Befeuchtung und Aufwärmung der Atemluft schlägt sich im Falle von Trocken- bzw. Kaltluft besonders auf die Bronchien nieder. Bestehendes Asthma, wie auch ein akuter Anfall, werden durch die Luftverhältnisse also verstärkt. Im Rahmen von Anstrengungsasthma sind vor allem Asthmatiker gefährdet, die Outdoor-Sportarten wie Skifahren, Radfahren oder Laufen betreiben.
- Atemwegserkrankungen: Das Auftreten durch Anstrengung herbeigeführter Atemprobleme wird schon im Normalfall durch bestehende Atemwegserkrankungen (z.B. Bronchitis oder Lungenentzündung) begünstigt. Asthmatiker, die unter Belastungsasthma leiden, tragen hier sogar ein doppeltes Risiko. Einerseits kann ihre Erkrankung entzündliche Infektionen im Bereich der Atemwege weiter befeuern. Andererseits sind auch die durch Asthma bzw. Anstrengungsasthma ausgelösten Atemprobleme unter bronchialer Vorerkrankung deutlich stärker.
Symptome bei Anstrengungsasthma
Die schwellungsbedingte Verengung der Atemwege (Bronchialobstruktion) bringt bei einem akuten Anfall von Anstrengungsasthma große Probleme mit sich. Weitere körperliche Belastung ist vorerst unmöglich. Außerdem hat der Körper Probleme, den erhöhten Sauerstoffbedarf, der durch die durch die Anstrengung entsteht, zu decken. Entsprechende Symptome sind demnach:
- Atemnot
- Beklemmungsgefühle im Brustkorb
- erschwertes Ausatmen
- Kurzatmigkeit
- pfeifende Atemgeräusche
- Reizhusten
- Schwindel
Diagnose und Therapie bei Belastungsasthma
Die Diagnose eines Belastungsasthmas erfolgt zunächst über ein ausführliches Patientengespräch. Bei diesem werden bestehende Symptome und Beschwerden erörtert. Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung, wobei die Atemwege mit einem Stethoskop auf für Asthmaerkrankungen typische Lungengeräusche abgehört werden. Zur weiteren Definition von Anstrengungsasthma werden in Folge Messungen und Belastungstests angewendet. Diese können eine Verengung der Schleimhäute in den Bronchien aufzeigen. Hierbei kommen vor allem die Spirometrie und das Peak-Flow-Meter zum Einsatz. Ergänzend kann der Patient einem Belastungstest unterzogen werden, bei dem er unter ärztlicher Aufsicht körperlicher Anstrengung ausgesetzt wird (z.B. Laufen auf einem Laufband), bis sich Anzeichen eines Asthmaanfalls äußern.
Die Maßnahmen zur Behandlung des Belastungsasthmas werden unterschieden in Erste-Hilfe-Maßnahmen bei akuten Asthmaanfällen und Maßnahmen zur allgemeinen Verbesserung der körperlichen Verfassung. Die angewandten Methoden sind dabei der Behandlung eines einfachen Asthma bronchiale ähnlich:
- Sauerstoffzufuhr: Ein akuter Asthmaanfall in Folge körperlicher Anstrengung wird durch eine unter ärztlicher Aufsicht vollzogene Gabe von 90 % Sauerstoff behandelt. Der Sauerstoff wird dem Patienten dabei über eine Atemmaske oder eine Sonde verabreicht.
- medikamentöse Behandlung: Um die Atemwege bei akutem Anstrengungsasthma wieder zu weiten, werden bronchienerweiternde Medikamente eingesetzt. Diese ermöglichem dem Patienten wieder eine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff. Gängige Dosieraerosolen sind vor allem Mimetika des Typs Beta 2 (z.B. Salbutamol) in Form von Inhalationssprays. Daneben finden Leukotrienenantagonisten (z.B. Montekulast) und Anticholinergika (z.B. Oxybutinin) Anwendung, die ein weiteres Anschwellen der Schleimhäute unterbinden.
- Trockensalzinhalation: Um die Regeneration der Atemwegsschleimhäute zu unterstützen, kann bei Anstrengungsasthma neben Mimetika und anderen Arzneimitteln auch eine Salzlufttherapie angeordnet werden. Hierzu befinden sich die Asthmatiker in einem speziellen Zimmer, dessen Raumluft mittels eines Nebelgeräts mit Salzaerosol angereichert wird. Der Trockensalznebel gelangt durch Einatmung an die gereizten Schleimhäute und lindert deren Reizzustände.
- Gewöhnungstherapie: Vollständig auf körperliche Anstrengung verzichten sollten weder normale Asthmatiker noch Belastungsasthmatiker. Vielmehr geht es darum, die Atemwege an ein gesundes Maß an Anstrengung zu gewöhnen, um die Reizschwelle abzusenken. Es ist daher bei Asthma wie auch bei Anstrengungsasthma üblich, eine Gewöhnungstherapie durchzuführen. Unter Anleitung von Physiotherapeuten lassen sich die Bronchien so durch spezielles Training Schritt für Schritt desensibilisieren.
Belastungsasthma – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Ein Belastungsasthma kann durch eine rechtzeitige und kontinuierliche Therapie meist gut kontrolliert werden. So müssen auch Asthmatiker nicht vollständig auf Sport verzichten. Betroffene sollten aber dennoch immer ein Dosieraerosol bei sich tragen, das bei einem akuten Anfall lebensrettend sein kann. Ohne die Anwendung entsprechender Medikamente droht ansonsten eine Erstickung.
- Komplikationen entstehen bei Anstrengungsasthma vor allem durch bestehende Lungenerkrankungen. Hier kann es während eines akuten Anfalls zu entzündlichen Kreuzreaktionen und extremen Schwellungen der Bronchien kommen. Auch Faktoren wie extrem kalte bzw. trockene Luft oder der alljährliche Pollenflug gelten mit Blick auf Asthma als komplikativ.
- Vorbeugen lässt sich Asthmaanfällen nur bedingt. Halten Sie vor sportlicher Betätigung auf jeden Fall eine lange Aufwärmphase ein. So können sich Ihre Bronchien langsam auf die bevorstehende Belastung vorbereiten. Am besten werden hierzu Sportarten wie Schwimmen ausgewählt, die in einem angenehm feuchten und warmen Raumklima getätigt werden können.