Selten gibt der bloße Name von Heilpflanzen eine derart gute Auskunft über deren medizinische Hauptanwendungsgebiete, wie es beim Echten Beinwell (Symphytum officinale) der Fall ist. Als Salbe oder Tinktur hilft das Kraut gegen eine Vielzahl an Beschwerden im Bereich der Beine und ist auch zur Behandlung von Wunden ideal geeignet. Die medizinische Hochleistungssorte Trauma-Beinwell (Symphytum uplandicum Nyman) wird zudem zur therapeutischen Schmerzbehandlung genutzt.
Alles in allem ist es also kaum verwunderlich, dass Symphytum nicht nur in vielen Wund- und Venensalben, sondern auch in diversen Kräutergärten zu finden ist. Mit Blick auf das reiche Vorkommen teils giftiger Pyrrolizidinalkaloide in den Pflanzenteilen des Beinwells ist bei der Dosierung jedoch Vorsicht geboten.
Was ist Beinwell? – Einzelheiten zu Ursprung und Geschichte des Symphytum officinale
Echter Beinwell ist auf dem gesamten eurasischen Kontinent anzutreffen, wobei er in Regionen Süd- und Nordeuropas höchstwahrscheinlich im Mittelalter eingeschleppt wurde. Die Ansiedelung in besagten Gebieten bedurfte keiner besonderen Kultivierung, denn Pflanzen der Sorte Symphytum officinale lieben feuchte, nährstoffreiche und lehmige Böden. Diese kommen in Europa häufig vor, sodass eine natürliche Vermehrung des Beinwells (als Bestäuber dienen Hummeln) für eine Ansiedelung an süd- bzw. nordeuropäischen Ufern, Mooren und feuchten Wiesen völlig ausgereicht haben dürfte.
Im Volksmund besitzt Beinwell unzählige Beinamen. Manche kennen ihn unter der Bezeichnung Beinwurz, Schwarzwurz, Milch- oder Wallwurz. Anderen ist das Raublattgewächs der Gattung Symphytum als Bienenkraut, Consolida, Hasenlaub oder Wundallheil ein Begriff. Ob sich die Endung ‚-well‘ in Beinwell dabei von dem Trivialnamen Wallwurz oder dem englischen Wort well für ‚gut‘ ableitet, ist bislang nicht vollständig geklärt. Fest steht jedoch, dass die botanische Fachbezeichnung Symphytum auf das altgriechische Wort symphýein für ‚Zusammenwachsen‘ in Bezug auf Wunden zurück zu führen ist.
Wer Echten Beinwell zu privaten Zwecken (bspw. zur Herstellung einer Beinwelltinktur) sammeln möchte, tut dies am besten zwischen Mai und Oktober. Während dieser Zeit lassen sich die bis zu 60 cm großen Heilpflanzen leicht an ihren violetten bis purpurfarbenen Blüten erkennen. Gewarnt sei an dieser Stelle aber vor der toxischen Wirkung der in Symphytum officinale enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide. Diese können sich bei einer Überdosierung von Symphtytum schädigend auf die Leber auswirken. Aus diesem Grund sollte die Beinwellwurzel als Salbe oder Tinktur immer mit äußerster Sorgfalt verwendet werden.
Gut für Beine und Wunden – über die Heilwirkung von Beinwell
Echter Beinwell, insbesondere dessen frische Blätter, enthält eine Reihe hochwertiger Proteine. In der Küche wird Symphytum deshalb bis heute gerne zur Herstellung von traditionellen Teigwaren verwendet. So gibt es in Österreich beispielsweise ein Rezept für Beinwellnockerl, bei denen die Blätter von Symphytum in einer Brandteigmasse verarbeitet und anschließend als Beilage zu Gemüsesuppen gereicht werden.
In der Pflanzenheilkunde wird hingegen auf die heilende Wirkung der Beinwellwurzel gesetzt. Während ihre blutreinigenden, blutbildenden und schmerzlindernden Eigenschaften Wurzeln Symphytum für eine Behandlung von Venenleiden und Blutarmut, sowie zur Schmerztherapie prädestinieren, kommt der blutstillenden, entzündungshemmenden und wundheilenden Wirkung von Symphytum officinale bei der Behandlung von Verletzungen große Bedeutung zu. Insgesamt lassen sich Echter Beinwell und Trauma-Beinwell bei folgenden Beschwerden nutzen:
- Symphytum officinale gegen Atemwegsbeschwerden
z.B. Asthma, Grippe oder Lungenentzündung - Symphytum officinale gegen Geschwüre und Geschwulste
z.B. Abszesse, Ekzeme oder Furunkel - Symphytum uplandicum Nyman gegen Gelenkprobleme
z.B. Arthritis, Gelenkschmerzen, Gicht, Verstauchungen oder Verrenkungen - Symphytum officinale gegen Hautprobleme
z.B. extrem verhornte, aufgerissene oder vernarbte Haut - Symhpytum officinale bei Juckreiz
z.B. bei Allergien, Insektenstichen oder juckender Haut - Symphytum uplandicum Nyman bei Muskel- und Sehnenbeschwerden
z.B. Muskelkater, Sehnenscheidentzündungen oder Zerrungen - Symphytum uplandicum Nyman gegen Schmerzsymptome
z.B. bei Menstruationsschmerzen, Phantomschmerzen, Rückenschmerzen oder Rheuma - Symphytum officinale bei Venenleiden
z.B. Varizen oder Venenentzündungen - Symphytum uplandicum Nyman bei Wunden und Wundheilungsstörungen
z.B. Blutergüsse, offenes Bein, eiternde, schlecht heilende, Brand- oder Schnittwunden
Inhaltsstoffe von Symphytum officinale
Besondere Aufmerksamkeit in der medizinischen Diskussion zur Rezeptpflichtigkeit von Beinwell erlangten in den letzten 30 Jahren immer wieder die in Symphytum officinale vorkommenden, teils toxischen Pyrrolizidinalkaloide. Sie sind auch in anderen Heilpflanzen, etwa in Huflattich und Pestwurz zu finden und stehen unter dem Verdacht Leberkrebs zu verursachen.
An der belegten Heilwirkung von Symphytum officinale ändert dies jedoch nichts. So sorgen die im Beinwell enthaltenden Inhaltsstoffe Allantoin und Rosmarinsäure beispielsweise für die entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung von Symphytum. Eine besonders hohe Konzentration dieser Stoffe ist in der eigens für medizinische Zwecke gezüchteten Hybridsorte Trauma-Beinwell zu finden. Zu den übrigen, für die Heilwirkung von Beinwell relevanten Inhaltsstoffen gehören:
- ätherische Öle
- Asparagin
- Flavonoide
- Harze
- Kieselsäure
- Schleim- und Gerbstoffe
Anwendung und Nebenwirkungen – toxische Inhaltsstoffe erfordern Fachberatung
Die Beinwellwurzel wird überwiegend zur Herstellung von Salben aus Symphytum officinale oder Symphytum uplandicum Nyman verwendet. Auf die Haut aufgetragen bewirkt eine solche Tinktur bei Wunden, Bein- und Muskelbeschwerden eine rasche Linderung der Symptome.
Ebenfalls zur äußeren Anwendung (z.B. für einen Umschlag) geeignet ist Beinwelltinktur. Wer sich mit Blick auf die toxische Wirkung der pflanzeneigenen Pyrrolizidinalkaloide bei der Herstellung einer Beinwelltinktur nicht sicher ist, sollte das Extrakt jedoch lieber in der Apotheke erstehen, anstatt Symphytum officinale selbst zur Tinktur zu verarbeiten.
Wichtig: Auch wenn die Volksheilkunde viele Rezepte zur Zubereitung von Tees und Gerichten aus Beinwell kennt, sollten Unerfahrene auf keinen Fall eigenmächtig mit der Zutat Symphytum herum experimentieren. Eine Beratung in der Apotheke ist zwingend erforderlich, um möglichen Krebsrisiken durch eine Überdosis Pyrrolizidinalkaloide vorzubeugen.
Fazit
Der Name Beinwell hält definitiv, was er verspricht. In Anbetracht der leberschädigenden und eventuell krebserregenden Wirkung toxischer Inhaltsstoffe, ist das hochwirksame Symphytum allerdings mit Vorsicht und nur nach eingehender, fachlicher Beratung zu genießen.