Als Familie mit Kindern kennen Sie sicher diese Situation: Grellbunte Süßigkeiten wie Bonbons direkt an der Supermarktkasse machen Ihren Kindern das Vorbeigehen schwer. Und wahrscheinlich geben auch Sie des Öfteren den Quengeleien des Nachwuchses nach. Haben Sie sich aber schon einmal gefragt, wie Bonbons oder Gummibärchen überhaupt an ihre knallbunten Farben kommen? Letztere wären in ihrer natürlichen Farbe eher grau. Die Lebensmittelindustrie greift hier zu Hilfsmitteln – den sogenannten Lebensmittelfarbstoffen. Letztere haben einen Zweck, sie sollen Nahrungsmitteln eine andere Farbe verpassen. Neben bunten Süßigkeiten werden Farbstoffe auch in Gebäck, Getränken oder Knabbereien eingesetzt. Mitunter geht es darum, die „natürliche“ Farbe der Zutaten zu erhalten, den Geschmack des Aromastoffs optisch zu untermalen – oder Qualitätsverluste zu kaschieren.
Die Idee, Lebensmittel mithilfe verschiedene Farbstoffe zu färben, ist nicht neu – genauso wenig wie der Effekt, den Farbstoffe haben. Beobachten Sie Reis, wenn dieser mit Curry gewürzt wird. Bereits eine geringe Menge reicht, um einen sichtbaren – aber natürlichen – Effekt zu erzeugen. Leider handelt es sich bei vielen heute verwendeten Farben nicht nur um natürliche Farbstoffe. Während Carotinoide, Chlorophyll oder Anthocyane ihren Ursprung in der Natur haben, wird ein Teil der Lebensmittelfarbstoffe rein synthetisch hergestellt.
Vertreter dieser Gruppe sind die Azofarbstoffe. Es handelt sich dabei um eine Farbstoffgruppe, die aus Steinkohlenteer synthetisiert werden kann, und somit zu den Teerfarben gehört. Charakteristisch für die Azofarbstoffe ist eine Stickstoffdoppelbrücke, an die jeweils ein Rest gebunden ist (R1-N=N-R2; R1 und R 2 können verschiedene chemische Zusammensetzungen annehmen). Aufgrund ihrer chemischen Struktur lässt die Formel der Azofarbstoffe verändern. Der einfache Einbau sogenannter Substitutenten erklärt die Vielfalt in der Teerfarbengruppe der Azofarbstoffe.
Azofarbstoffe als Lebensmittelfarbstoff
Die Tatsache, dass Lebensmittelfarbstoffe auf Steinkohlenteer basieren, überrascht Sie sicher. Wo sind diese Farbstoffe aber enthalten? Grundsätzlich ist die Gruppe der Azofarbstoffe relativ groß. Aufgrund der Tatsache, dass einige Vertreter in ihrer Struktur eine krebserregende Komponente verbergen können, ist deren Einsatz verboten. Andere Azofarbstoffe sind dagegen sehr wohl für die Verwendung in der Lebensmittelindustrie zugelassen.
Dazu gehören unter anderem:
- Tartrazin (E 102)
- Chinolingelb (E 104)
- Gelborange-S (E 110)
- Azorubin/Karmesin (E 122)
- Amaranth (E 123)
- Cochenillerot A (E 124)
- Allurarot AC (E 129).
Diese werden in der Lebensmittelherstellung für verschiedenste Produkte verwendet. Beispielsweise kommt Azorubin neben Süß- und Zuckerwaren auch in Getränken, Dessertpulvern, Fertiggerichten oder Fruchtkonserven zum Einsatz. Tartrazin wird dagegen nicht nur in Limonaden, zum Einfärben von Käserinde oder für Puddingpulver benutzt, es taucht auch in Likören und anderen Spirituosen auf.
Gesundheitsgefährdung durch Azofarbstoffe
Synthetische Farbstoffe in Lebensmitteln sind umstritten und haben keinen besonders guten Ruf. Industrie und Verbraucherorganisationen streiten regelmäßig über deren Einsatz. Bezüglich der Azofarbstoffe hat inzwischen die Politik reagiert – und für diverse Farbstoffe eine Kennzeichnungspflicht erlassen. Betroffen sind seit Juli 2010 davon Tartrazin, Gelborange S, Chinolingelb, Azorubin, Allurarot sowie Cochenillerot.
Produkte, welche diese Farbstoffe beinhalten, müssen den Aufdruck: „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“, tragen. Laut Warnhinweis der Organisation Foodwatch wurde in einer Studie beispielsweise nachgewiesen, dass nach dem Verzehr dieser Farbstoffe die Rate hyperaktiven Verhaltens bei Kindern stieg. Vertreter der genannten Farbstoffe sind in einigen europäischen Ländern sogar verboten. Neben dieser Tatsache und dem Umstand, dass einige Azofarbstoffe kanzerogene Komponenten enthalten, haben einige Vertreter zusätzlich negativen Einfluss auf unsere Gesundheit.
Tartrazin wird beispielsweise eine allergene Wirkung zugeschrieben, es kann zu Hautausschlägen, Sehbeeinträchtigungen usw. kommen. Ähnliche Auswirkungen werden für einen Konsum von Amaranth diskutiert. Daher ist dieser Farbstoff beispielsweise in den USA nicht für den Einsatz als Lebensmittelfarbstoff zugelassen.
Sie als Verbraucher haben vor dem Verzehr verschiedener Produkte der Lebensmittelindustrie nur eine Möglichkeit – den Blick auf die Liste mit den Inhaltsstoffen. Gerade Lebensmittel mit ungewöhnlicher Farbe sollten die Alarmglocken schrillen lassen. Achten Sie speziell bei Ihren Kindern darauf, dass synthetische Farbstoffe eher selten verzehrt werden. Auch wenn es im ersten Moment einen Mehraufwand mitbringt: Wer sich mit seinen Lebensmitteln beschäftigt, lebt meistens gesünder. Hier noch einmal die wichtigsten Fakten im Überblick:
- Viele Azofarbstoffe können die Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinflussen
- Tartrazin wird eine allergene Wirkung zugeschrieben (Amaranth ebenfalls)
- Vor dem Kauf von Süßigkeiten mit leuchtenden Farben auf die Zutatenliste schauen
- Krebserregende Wirkung einiger Azofarbstoffe wurde nicht endgültig nachgewiesen (der Verdacht besteht)