Atemnot und vermehrte Wasserausscheidungen sind Symptome, die auf eine Azidose hinweisen können. Der Begriff umschreibt eine Übersäuerung des Körpers aufgrund eines gestörten Säure-Basen-Haushalts, wie er unter anderem durch einen unausgeglichenen Stoffwechsel entstehen kann. Welche Ursachen es noch für eine Azidose geben kann und wie eine geeignete Entsäuerung des Körpers aussieht, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Wie entsteht die Übersäuerung?
Im Normalfall besitzt das menschliche Blut einen basischen pH-Wert von 7,36. Dieser ist für unseren Stoffwechsel auch äußerst wichtig, denn ohne basische Blutwerte beginnt der Körperhaushalt sehr schnell zu entgleisen. Eine Azidose ist diesbezüglich gegeben, wenn der pH-Wert unter 7 und damit vom basischen in den sauren Bereich sinkt. Dabei muss zwischen zwei Entstehungswegen der Übersäuerung unterschieden werden:
- respiratorische Azidose (atmungsbedingte Übersäuerung) – eine verminderte Atmung sorgt dafür, dass sich zu viel saures Kohlenstoffdioxid in Form von Bicarbonat im Körper einlagert. Typische Begleitsymptome respiratorischer Azidosen sind gemeinhin Atemnot, Bluthochdruck und Herzrasen.
- metabolische Azidose (stoffwechselbedingte Übersäuerung) – systemische Fehlfunktionen, sorgen für eine erhöhte Konzentration saurer Stoffwechselprodukte im Blut. Im Gegenzug zur respiratorischen Azidose kommt es hierbei allerdings zu einer reduzierten Einlagerung von Bicarbonat. Da der Körper versucht, die so entstehende Übersäuerung über die Nieren zu regulieren, kommt es bei metabolischer Azidose meist zu einer erhöhten Urinausscheidung.
In Abhängigkeit von der jeweiligen Entstehungsform lassen sich verschiedene Gründe für eine Azidose nennen. Du den wichtigsten Ursachen zählen hier:
- Lungenkrankheiten und Atemprobleme: Geht es um atmungsbedingte Übersäuerung, so seien zunächst Erkrankungen wie Asthma, Lungenemphysemen und Lungenfibrosen erwähnt. Des Weiteren kommen auch Störungen im Atemzentrum des Gehirns sowie eine durch Unfallverletzungen erschwerte Atmung für respiratorische Azidose sorgen.
- systemische und organische Erkrankungen: Metabolische Azidose kann zum einen durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Niereninsuffizienz ausgelöst werden. Diese sorgen für eine vermehrte Einlagerung von Säuren in den Körper. Zum anderen ist auch eine vermehrte Ausscheidung von basischen Stoffwechselprodukten nicht als Ursache auszuschließen, wie es beispielsweise bei anhaltender Diarrhoe der Fall ist.
- Ernährungs- und Substanzeinfluss: Mangelernährung, die dem Körper zu wenig basische oder zu viel säurehaltige Elemente zuführt, kann unter Umständen ebenfalls metabolische Azidosen provozieren. Gleiches gilt für exzessiven Alkoholgenuss oder Medikamenteneinfluss. Letzterer bedeutet für den Säure-Basen-Haushalt vor allem dann eine Herausforderung, wenn es sich um Schmerzmittel mit säurehaltigen Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure handelt. Des Weiteren können Vergiftungen (z.B. durch glycolhaltige Frostschutzmittel) eine Azidose hervorrufen.
- übertriebener Kraftsport: Dass Muskeln vermehrt Milchsäure bilden, wenn sie zu stark überlastet sind, ist kein Geheimnis. Neben Muskelkater kann es hierbei auch zu einer metabolischen Azidose kommen. Diese ist jedoch meist weniger gefährlich als Übersäuerungen durch Grunderkrankungen.
Behandlung von Azidosen
Zur Feststellung einer Azidose führen Ärzte eine Blutgasanalyse durch, bei welcher der pH-Wert sowie der Säure-Basen-Haushalt des Blutes untersucht werden. Ob eine Übersäuerung durch die Atmung oder den Stoffwechsel ausgelöst wurde, lässt sich hier anhand der Konzentration von Bicarbonat im Blut, wie auch des Kohlendioxid-Partialdruck feststellen. Ergänzen können Urintests und bildgebende Verfahren zur Anwendung kommen, um etwaige Ursachen zu ergründen. Die Behandlung der Azidose kann sich anschließend wie folgt gestalten.
- Atmungsfrequenz erhöhen – Sollte eine atmungsbedingte Azidose vorliegen, kann eine Entsäuerung nur durch Steigerung der Atmungsfrequenz erfolgen. Beatmungshilfen kompensieren dann gleichzeitig auch die Unterversorgung des Körpergewebes mit Sauerstoff (Hypoxie). In schweren Fällen ist hier ggf. eine längere künstliche Beatmung notwendig.
- Gabe von Bicarbonat – Liegt eine metabolische Azidose vor, sind Bicarbonat-Injektionen allgemein üblich. Diese sorgt dafür, dass saure Stoffwechselprodukte vermehrt in Form von Kohlenstoffdioxid über die Lunge abgeatmet werden können, was eine langsame Entsäuerung des Körpers bewirkt. Voraussetzung ist natürlich, dass die Lungenfunktion nicht beeinträchtigt ist.
- Behandlung der Grunderkrankung – Liegt der Übersäuerung eine Vorerkrankung zugrunde, so muss diese natürlich mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden. Bei Niereninsuffizienz ist zusätzlich eine Dialyse von Nöten, um die Entsäuerung voranzutreiben.
- Ernährungsumstellung – Es versteht sich von selbst, dass während der Entsäuerung auf säurehaltige Lebensmittel verzichtet werden muss. Stattdessen ist auf basische Nahrung zu setzen, um den Säure-Basen-Haushalt des Körpers wieder zu normalisieren. Ergänzen lässt sich die basische Ernährung durch vermehrtes Trinken, damit der Körper die erhöhten Säurevorkommen schneller über den Urin ausscheiden kann.
Azidose – Wann zum Arzt?
Eine anhaltende Übersäuerung kann zu lebensgefährlichen Stoffwechselproblemen führen, die sich durch Atemnot, Herzrhythmusstörungen und Ohnmacht bemerkbar machen. Im schlimmsten Fall droht hier sogar ein azidotisches Koma, wenn der Körper nicht rechtzeitig eine Entsäuerung erfährt. Gehen Sie daher bitte sofort zum Arzt, wenn sie an sich folgende Anzeichen einer Übersäuerung bemerken:
- Atemnot, blaue Lippen, Schwäche, Desorientiertheit, vermehrte Wasserausscheidung
(bei respiratorischer Azidose) - Hyperventilation, Kußmaulatmung, Azeton riechender Atem
(bei metabolischer Azidose)
Fazit
Azidosen können zum einen durch verminderte Atmung, zum anderen durch Stoffwechselstörungen entstehen. Denkbar sind zum Beispiel bronchiale und systemische Erkrankungen, eine mangelnde Zufuhr an basischen Lebensmitteln oder der Einfluss übersäuernder Substanzen wie Alkohol oder acetylsalycilsäurehaltige Medikamente. In jedem Fall ist eine zeitnahe Entsäuerung wichtig, um lebensbedrohliche Funktionsstörungen des Körpers zu vermeiden. Zu diesem Zweck sollten Betroffene umgehend einen Arzt aufsuchen, sobald sie einschlägige Begleitsymptome wie blaue Lippen, eine erhöhte Wasserausscheidung, Atem-, Kreislauf- oder Orientierungsprobleme an sich beobachten.