Augenkrebs ist eine gefährliche Erkrankung des Auges, die je nach Ausprägung besser oder schlechter behandelbar ist. Da bei dieser Form von Krebs nicht nur die Sehfähigkeit, sondern auch das Leben des Patienten auf dem Spiel steht, ist eine frühzeitige Therapie aber in jedem Fall unabdingbar. Inwiefern sich Varianten des Augenkrebses voneinander unterscheiden und welche Ursachen zu der Krebserkrankung im Augenbereich führen, haben wir in diesem Ratgeber für Sie recherchiert.
Wie entsteht Augenkrebs?
Der Augapfel ist von einer mehrschichtigen Augenhaut umschlossen, zu deren Schichten unter anderem die mittlere Augenhaut (Tunica media bulbi) sowie die Netzhaut (Retina) gehören. Diese beiden Hautschichten sind es auch, die bei Augenkrebs von Zellentartungen betroffen sind. Darüber hinaus kann auch der Strahlenkörper (Corpus ciliare) von Augenkrebs erfasst werden. Er liegt eingebettet in die mittlere Augenhaut und fixiert die Augenlinse. Je nach Lokalisation wird dabei zwischen zwei Formen von Augenkrebs unterschieden:
- Retinoblastom (frühkindlicher Augenkrebs) – Der Augenkrebs betrifft die Netzhaut und kann entweder gesondert oder gemeinsam mit einem Hirntumor (trilaterales Retinoblastom) auftreten. Typisch für diese Form von Augenkrebs ist, dass die Pupillen des Patienten bei Lichteinfall weißlich aufleuchten. In den meisten Fällen sind von einem Retinoblastom Kinder zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr betroffen.
- Aderhautmelanom (Augenkrebs im Erwachsenenalter) – Der Augenkrebs betrifft Abschnitte der mittleren Augenhaut, genauer gesagt die Aderhaut (Choroidea) oder den Strahlenkörper. Er macht sich durch melaninhaltige, also dunkel pigmentierte Tumorzellen bemerkbar, die wie ein dunkler Fleck auf der Aderhaut erscheinen. In einem Großteil aller Fälle tritt das Aderhautmelanom zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf. Etwa 50 % aller Patienten entwickeln zudem Metastasen in der Leber, die binnen kürzester Zeit zum Tode führen können.
Welche Ursachen hat Augenkrebs?
Je nachdem, ob es sich bei dem Augenkrebs um ein Aderhautmelanom oder ein Retinoblastom handelt, lassen sich unterschiedliche Ursachen für den Krebs feststellen. Die genetische Disposition eines Menschen spielt dabei oftmals eine wichtige Rolle:
- Monosomie 3: Untersuchungen an Tumorproben des Aderhautmelanoms haben ergeben, dass diese Form des Augenkrebses eng mit dem Fehlen eines Chromosoms 3 zusammenhängt. Betroffene Patienten weisen demnach nur ein intaktes Chromosom 3 auf, was in der Medizin auch als Monosomie 3 bezeichnet wird. Leider reicht die aktuelle Forschungslage bislang noch nicht aus, um ein Aderhautmelanom angemessen behandeln zu können. Die Sterblichkeitsrate ist deshalb noch sehr hoch.
- hohe Bestrahlung durch UV-Licht: Ein weiterer Einflussfaktor, der als mögliche Ursache des Aderhautmelanoms diskutiert wird, ist UV-Strahlung. Vor allem hellhäutige Menschen, die eine verminderte Zahl an Hautpigmenten aufweisen, sollen Vermutungen zufolge ein erhöhtes Risiko besitzen, aufgrund starker Bestrahlung durch UV-Licht ein Aderhautmelanom zu entwickeln. Erwiesen ist diese Annahme bislang aber noch nicht.
- Zellmutationen der Netzhaut: Geht es um ein Retinoblastom, so lässt sich bei gut 45 % aller Betroffenen eine genetische Disposition feststellen, die vom autosomal-dominanten Erbgang eines Elternteils vererbt wurde. Im Detail handelt es sich um Mutationen beider Allele des Retinoblastom-Gens RB1, die eine Entartung des Wachstums von Netzhautzellen hervorrufen. Meist sind bereits die Vorläuferzellen der Netzhaut von der Mutation betroffen. Deshalb manifestiert sich das Retinoblastom häufig schon während der embryonalen Entwicklung im Mutterleib. Betroffen sind von einem erblich bedingten Retinoblastom meist beide Augen des Kindes.
- generelle Mutationen in Körperzellen: Nicht-erbliche Formen des Retinoblastoms haben ihren Ursprung in somatischen Mutationen. Hier kommt es während der Embryonalentwicklung zu Spontanmutationen von Körperzellen, welche die Entstehung von Augenkrebs begünstigen. Mit gut 55 % tritt diese Variante des Retinoblastoms etwas häufiger auf als das erbliche Retinoblastom. Der genaue Weg der Entstehung ist jedoch auch hier noch nicht gänzlich erforscht.
Welche Symptome weist Augenkrebs auf?
Wie schon die Ursachen sind auch die Symptome des Augenkrebses abhängig von seiner Entstehungsform. Generell lassen sich aber Beeinträchtigungen der Sehfähigkeit nachweisen, die beim Retinoblastom in Schielen oder tumorbedingter Blindheit äußern können. Speziell die Blindheit wird dabei in Kombination mit den für Retinoblastome typischen Lichtreflexionen des Auges auch als amaurotisches Katzenauge bezeichnet.
Die Symptome eines Aderhautmelanoms gestalten sich etwas anders. Hier kommt es neben einem deutlichen Nachlassen der Sehkraft auch häufig zur Wahrnehmung von Doppelbildern. Zusätzlich fallen die die dunkel verfärbten Melanin-Pigmentierungen des Melanoms auf. Nachstehend noch einmal alle möglichen Symptome bei Augenkrebs im Überblick:
Retinoblastom
- weißlich-gelbe Augenreflexionen bei Lichteinfall (Leukokorie)
- Blindheit (Amaurose)
- Kombination aus Leukokorie und Amaurose (amaurotisches Katzenauge)
- Schielen (Strabismus)
- Schmerzen, Rötungen und Entzündungen des Auges
- Grüner Star
- Weitstellung der Pupille
- fleckige Irisverfärbungen
- Blutansammlungen in der vorderen Augenkammer
- Appetitlosigkeit und Entwicklungsstörungen beim Kind
Aderhautmelanom
- allgemeine Verschlechterung der Sehkraft
- Doppelbildsehen
- erhöhte Pigmentierung der Aderhaut
- Netzhautablösung
Diagnose und Therapie bei Augenkrebs
Augenkrebs wird in vielen Fällen bei Routineuntersuchungen des Auges entdeckt. Ein Retinoblastom lässt sich außerdem schon sehr früh auf Fotografien erkennen, bei denen das betroffene Auge durch die typischen Augenreflexionen von Blitzlicht nicht wie üblich rot sondern weiß erscheint. Für einen eindeutigen Befund sind jedoch professionelle Untersuchungen von Nöten. Bei Verdacht auf Aderhautmelanom wird hier zunächst eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um die genaue Lage und das Ausmaß des Tumors zu ermitteln. Des Weiteren ist eine Netzhautspiegelung üblich, bei der sich eventuelle Ablösungen der Netzhaut erkennen lassen. Eine Fluoreszenzangiografie gibt ergänzend Auskunft über die Gesundheit der Blutgefäße des Auges.
Die Diagnose eines Retinoblastoms gestaltet sich etwas anders und umfasst vorrangig die Spiegelung des Augenhintergrunds (Ophthalmoskopie). Hierbei werden dem Patienten meist Medikamente zur Pupillenerweiterung verabreicht, wodurch sich der Augenhintergrund besser betrachten lässt. Als nächstes wird das Auge mit speziellen Lichtquellen ausgeleuchtet und die Netzhaut des Auges nach dem Tumor abgesucht. Die Behandlung von Augenkrebs kann sich dann wie folgt gestalten:
- perkutane Strahlentherapie: Eine äußerlich angewandte Strahlentherapie ist sowohl bei Aderhautmelanomen als auch bei Retinoblastomen möglich und erfolgt durch örtliche Bestrahlung des Auges. Da Bestrahlungen des gesamten Auges in der Vergangenheit häufig zu Komplikationen (z.B. größere Gewebeschäden oder vermehrte Tochtergeschwülste) provozierten, fokussiert sich die Behandlung heute auf den erkrankten Augenteil. Die Augenlinse bleibt bei der Behandlung unangetastet. Anwenden lässt sich die perkutane Strahlentherapie bei Augenkrebs im Frühstadium.
- Brachytherapie: Ist der Krebs bereits weiter fortgeschritten, greifen Ärzte zur sogenannten Brachytherapie. Hierfür werden radioaktive Strahlenträger auf die Lederhaut aufgenäht und etwa 14 Tage an Ort und Stelle belassen. Die Bestrahlung durch Strahlenträger erlaubt auch größere Tumore gezielt zu behandeln und ist für allem für schwere Aderhautmelanome gut geeignet.
- Chemotherapie: Wie bei den meisten Krebserkrankungen kann auch Augenkrebs mit chemotherapeutischen Medikamenten behandelt werden. Meist handelt es sich dabei aber um eine Begleittherapie für Strahlentherapien oder die Bestrahlung durch Strahlenträger. Ein relativ neues Verfahren zur Behandlung ist hierbei die Thermochemotherapie, bei der sich Ärzte die Empfindlichkeit von Tumorgewebe gegen Wärme zu Nutze machen. Entsprechende Medikamente werden zum Beispiel von Carbolatin gestellt.
- weitere Thermotherapien: Die Temperaturempfindlichkeit von Augentumoren lässt sich auch im Rahmen einer Laser- oder Kryotherapie ausnutzen. Bei der Lasertherapie wird der Tumor stark erhitzt und so im besten Fall verödet. Die Kryotherapie setzt dagegen auf Vereisung des Tumorgewebes mittels eines -78 °C kalten Kältestifts. Die genannten Thermotherapien eignen sich überwiegend für kleinere Tumore.
- Enukleation: Sollten herkömmliche Behandlungsmethoden keinen Erfolg versprechen, so besteht als letzter Ausweg die Option, das erkrankte Auge operativ zu entfernen, bevor Tochtergeschwülste in angrenzenden Geweberegionen entstehen. Der Sehnerv sollte dabei soweit möglich mitentfernt werden, birgt er doch die Gefahr einer Metastasierung des Krebses vom Auge ins Gehirn. Als Ersatz für das entnommene Auge dient dann ein gläsernes Augenimplantat, das im Zuge der OP in die Augenhöhle eingesetzt wird.
Augenkrebs – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Bei rechtzeitiger Behandlung von Augenkrebs stehen die Chancen einer vollständigen Heilung mit bis zu 95 % sehr gut. Voraussetzung ist jedoch, dass der Krebs noch keine Metastasen gebildet hat, was die Heilungschancen deutlich reduziert.
- Komplikationen entstehen bei Augenkrebs maßgeblich durch Tochtergeschwülste. Gerade das Aderhautmelanom tendiert zu Metastasierung, und zwar binnen kürzester Zeit. In etwa 50 % aller Fälle bilden sich hier Metastasen, die bevorzugt in der Leber entstehen. Die Ausbreitung findet dabei über den Blutkreislauf statt, was eine Eindämmung der Metastasen deutlich erschwert. Zusätzlich können während der Therapie unangenehme Nebenwirkungen durch aggressive Behandlungsmaßnahmen auftreten. Zu ihnen zählen bleibende Schäden an der Netzhaut, den Sehnerven, der Linse oder den Tränendrüsen.
- Vorbeugen lässt sich Augenkrebs leider kaum. Mit Blick auf mögliche UV-Einflüsse könnte ein ausreichender Schutz der Augen vor starker UV-Einstrahlung helfen. Da bislang aber nur genetische Faktoren als Ursache bestätigt sind, ist eine vollständige Prävention nicht möglich.
Fazit
Augenkrebs ist eine tückische Tumorerkrankung des Auges, deren genaue Ursachen derzeit noch nicht gänzlich erforscht sind. Es lassen sich aber genetische Mutationen als Auslöser nennen, deren Behandlung sich bisweilen sehr kompliziert gestaltet. Relativ gut behandeln lässt sich dabei das Retinoblastom, welches im Kindesalter auftritt und bei Früherkennung sehr gute Therapieprognosen besitzt. Das im Erwachsenenalter auftretende Aderhautmelanom neigt dagegen zu einer raschen Metastasenbildung und ist in der Therapie deutlich problematischer. Um schwere Verläufe zu vermeiden, empfehlen sich darum regelmäßige Routineuntersuchungen des Auges, um etwaige Krebserkrankungen schon im Frühstadium zu erkennen.