Unter Appetitlosigkeit leidet, wer ein vermindertes Verlangen zur Nahrungsaufnahme hat, sich zum Essen zwingen muss oder es sogar vergisst. Das Symptombild kann Bestandteil diverser Grunderkrankungen sein und darüber hinaus auch auf ernst zu nehmende, psychische Belastungen hinweisen. Oftmals wird mangelnder Appetit auch durch andere Symptome begleitet, die von Magenproblemen wie Übelkeit und Erbrechen bis hin zu krankheitsspezifischen Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Fieber reichen können. Erfahren Sie nachstehend, wie es zum Appetitverlust kommt und was sich dagegen tun lässt.
Wie entsteht Appetitlosigkeit?
Von Appetitlosigkeit ist immer dann die Rede, wenn das Hungergefühl für einen bestimmten Zeitraum verschwindet und einfach nichts mehr so richtig schmecken will. Dabei wird zwischen zwei Formen von Appetitlosigkeit unterschieden:
Kurzzeitige Appetitlosigkeit – Hält der mangelnde Appetit nur kurz an und verschwindet nach maximal ein bis zwei Tagen wieder, spricht man von kurzzeitiger Appetitlosigkeit. Sie ist nicht selten kann auf kurzfristige Magenverstimmungen zurück zu führen, kann aber auch psychische Gründe haben, wie zum Beispiel Alltagsstress oder leichte Gemütstrübungen.
Langfristige Appetitlosigkeit – Besteht der Appetitverlust drei Tage oder länger an, spricht man von einer langfristigen Appetitlosigkeit. Ernst zu nehmende Grunderkrankungen, ob nun physisch oder psychisch, sind hier meist nicht auszuschließen. Bleibt der Appetit für mehr als ein paar Wochen aus, kann es zu Gewichtsverlust kommen.
Welche Ursache für Appetitlosigkeit verantwortlich ist, lässt sich meist daran festmachen, wie lange die Beschwerde besteht, und ob andere Symptome mit ihr einhergehen. Ist der mangelnde Appetit von begrenzter Dauer, so ist zumeist ein harmloser Grund dafür verantwortlich. Besteht der Appetitverlust allerdings über mehrere Tage oder Wochen hinweg, so müssen Sie eine Erkrankung oder chronische Beschwerden in Betracht ziehen. Insgesamt kommen folgende Ursachen für Appetitlosigkeit in Frage:
psychische Beschwerden: Psychische Probleme bereiten nicht nur Kopfschmerzen. Sie wirken sich im Gehirn oftmals auch auf die Ausschüttung von Botenstoffen aus, welche das Hungergefühl steuern. Daneben beeinflussen auch Hormone den Appetit. Ihre Ausschüttung kann ebenfalls von psychischen Faktoren beeinträchtigt werden. Als häufiger, in der Psyche des Betroffenen zu suchender Grund für kurzfristige Appetitlosigkeit gelten Stress, leichte Depressionen und Probleme in der Familie oder im Beruf. Als psychische Ursachen für langfristigen Appetitverlust kommen zudem schwere Depressionen, sowie Angst- und Essstörungen in Frage. Bleiben psychische Probleme ungelöst, ist Gewichtsverlust als Konsequenz der Appetitlosigkeit durchaus denkbar. Bei Essstörungen kann besagter Gewichtsverlust sogar lebensgefährliche Ausmaße annehmen.
Erkrankungen der Organe: Neben psychischen Gründen können einem auch körperliche Ursachen den Appetit vergehen lassen. Insbesondere Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes wären hier als häufige Auslöser von Appetitlosigkeit zu nennen. Dies schließt sowohl chronische Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn oder Gastritis, als auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Lebensmittelvergiftungen und Verdauungsbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung ein. Unabhängig von Magen-Darm-Krankheiten lässt sich ein mangelnder Appetit zudem bei Herzerkrankungen, Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus beobachten.
falsche Ernährung: Eine allzu einseitige Ernährung begünstigt zum einen Mangelerscheinungen und Symptome wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Ebenso kann jedoch das allgemeine Hungergefühl unter dem Nährstoffungleichgewicht leiden. Gerade Kohlenhydrate, zu denen sowohl pflanzliche Ballaststoffe, als auch industriell hergestellter Raffineriezucker und Weißmehl gehören, verlängern das Sättigungsgefühl enorm. Während natürliche Ballaststoffe dies aber überwiegend in geringem und gesundem Maße tun, provoziert die übermäßige Aufnahme künstlicher Kohlenhydrate häufig krankhafte Appetitlosigkeit.
Lebensalter: Mit zunehmendem Alter lässt der Geschmackssinn immer mehr nach, wodurch ältere Menschen oft an Appetit verlieren. Auch benötigt der Körper ab 30 Jahren im Vergleich zu vorher immer weniger Nahrung, was auf Dauer natürlich ein vermindertes Hungergefühl bedeuten kann. Als Grund für auffälligen Appetitverlust ist das Lebensalter jedoch meist erst ab 40 Jahren anzusehen. Einen zusätzliches Risiko für ausbleibenden Appetit stellt im Alter die Demenz dar.
Chemikalien, Pharmazeutika und andere Substanzen: Manche Medikamente (z. B. Antidepressiva oder Zytostatika) besitzen ein breites Spektrum an Nebenwirkungen, zu denen mitunter auch Appetitsverlust gehört. Gleiches gilt für Rausch- und Genussmittel, wie Nikotin, Alkohol und Drogen. Besonders bedenkliche Substanzen sind zudem Chemikalien, wie Schadstoffe und Umweltgifte. Ist eine Person diesen zu lange ausgesetzt, zeigen sich Symptome wie mangelnder Appetit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen erfahrungsgemäß schnell. Diese können im schlimmsten Fall auch eine Vergiftung andeuten.
Behandlung bei Appetitlosigkeit
Für die Feststellung von Appetitlosigkeit reicht normalerweise die Auskunft des Patienten. Des Weiteren geben begleitende Symptome, wie etwa Gewichtsverlust oder Magenverstimmungen Hinweise auf krankheitsbedingten Appetitverlust. Zur genaueren Bestimmung der Ursachen sind dann aber bildgebende Diagnoseverfahren, Labortests und eingehende Patientengespräche notwendig. Zum Beispiel lässt sich eine Erkrankung des Magen-Darm-Trakts oft nur durch Ultraschalluntersuchungen, sowie Blut-, Urin- oder Stuhlproben feststellen. Psychische Auslöser für den fehlenden Appetit werden wiederum nur durch therapeutische Gespräche erkannt.
Die Behandlung von Appetitlosigkeit richtet sich logischerweise nach der zugrunde liegenden Ursache. Dabei stehen Ihnen je nach Befund verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung:
Medikamente – Appetitlosigkeit als Symptom einer Magen-Darm-Erkrankung lässt sich gut durch Medikamente behandeln. Geeignete Präparate sind hier Aldara, Cipralex, Keppra, Medikinet, Mirtazapin oder Trevilor. Sie regen das Hungergefühl durch appetitsteigernde Wirkstoffe wie Methylphenidat oder Escitalopram an. Um hormonell bedingte Appetitlosigkeit zu kurieren, sind könnte der Arzt ferner Hormonpräparate verschreiben, welche Sie aufgrund ihrer zahlreichen Nebenwirkungen allerdings mit Vorsicht genießen sollten.
magenschonende Ernährung – Bei Ernährungsdefiziten und Mangelerscheinungen als Ursache für Ihre Appetitlosigkeit helfen Ernährungsumstellungen. Dabei werden milde, fettarme und nicht allzu scharfe Speisen empfohlen. Ein guter Tipp sind eingehende Gespräche mit einem Ernährungsberater. Er kann Ihnen auch bei Lebensmittelvergiftungen und Organerkrankungen sinnvolle Hilfestellung geben.
Absetzen von Medikamenten und Substanzmeidung – Um Appetitlosigkeit als Nebenwirkung von Medikamenten zu behandeln, kommt nur ein mit Ihrem Arzt abgesprochener Präparatwechsel oder das komplette Absetzen eines Medikaments in Frage. Der Verzicht auf andere appetitsenkende Substanzen, wie Alkohol und Nikotin ist bei Appetitlosigkeit ebenfalls hilfreich. Sollte eine zu hohe Schadstoffbelastung für den fehlenden Appetit, oder gar einen damit verbundenen Gewichtsverlust verantwortlich sein, sollten Sie alles dafür tun, den Schadstoffen künftig zu entgehen.
Psychotherapie – Eine Gesprächs- oder Psychotherapie ist bei psychisch bedingter Appetitlosigkeit dringend anzuraten. Therapien zur Stressbewältigung greifen in diesem Zusammenhang erfahrungsgemäß schnell und lassen den Appetit meist schon nach wenigen Sitzungen wieder zurück kehren. Tiefer gehende, seelische Traumata, sowie chronische Angst- und Essstörungen nehmen in der Therapie dagegen mehr Zeit in Anspruch.
Heilkräuter – Zur Anregung des Appetits an sich und als Unterstützung bei medikamentöser Behandlung der Appetitlosigkeit bieten Heilkräuter so manch hilfreiche Option. Zu empfehlen sind vor allem appetitanregende Küchengewürze wie Anis, Basilikum , Bohnenkraut, Brunnenkresse, Ingwer, Knoblauch, Rosmarin oder Schnittlauch. Für Kräutertees gegen Appetitlosigkeit empfehlen wir ferner Angelikawurzel, Bockshornklee, Cranberry, Fenchel, Lavendel und Pfefferminze.
Appetitlosigkeit – Wann zum Arzt?
Sollte Ihnen aufgrund eines schlechten bzw. stressreichen Tages mal kurzzeitig der Appetit vergehen, besteht kein Grund zur Sorge. Sobald Sie Ihrem Körper wieder etwas Ruhe und Entspannung gegönnt haben, kehrt das Hungergefühl meist recht schnell wieder. Anders sieht es aus, wenn bei Appetitlosigkeit der Verdacht auf schwerwiegende Gesundheitsprobleme oder schwere seelische Nöte besteht. Suchen Sie also bitte einen Arzt auf, wenn…
…Ihre Appetitlosigkeit trotz Stressreduzierung weiter anhält.
…neben fehlendem Appetit psychische Symptome wie Depressionen auftreten.
…Ihr Appetitverlust den Verdacht auf Essstörungen zulässt.
…Sie zusätzlich zu mangelndem Appetit einen Gewichtsverlust beklagen.
…die Appetitlosigkeit gleichzeitig mit der Einnahme von Medikamenten auftritt.
…Sie weitere Symptome wie Verdauungs- oder Organbeschwerden registrieren.
…Symptome wie Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen die Appetitlosigkeit begleiten
Fazit
Appetitlosigkeit ist, wenn nur kurz andauernd, häufig ein Anzeichen für Stress. Gerade solch eine stressbedingte Appetitlosigkeit schwindet bei geeigneten Maßnahmen zur Stressbewältigung aber ebenso rasch wieder, wie sie gekommen ist. Kritischer zu bewerten ist Appetitlosigkeit, wenn sie längere Zeit anhält. Hier könnten sich neben physischen auch psychische Erkrankungen und ungesunde Lebensgewohnheiten wie falsche Ernährung, Alkohol- und Nikotinkonsum oder die Einnahme bestimmter Medikamente hinter der Appetitlosigkeit verstecken. Ein Gang zum Arzt ist dann dringend angeraten, damit sich schwerwiegende Folgen (z.B. bedenklicher Gewichtsverlust oder Organschäden) rechtzeitig abwenden lassen.