Da bei einem Herzinfarkt durch mangelnde Sauerstoffzufuhr ein Herzstillstand droht, zählt bei etwaigen Rettungsmaßnahmen jede Minute. Aus diesem Grund wird die erste Stunde nach dem Infarkt gemeinhin auch als ‚golden hour‘ bezeichnet, entscheiden die hier vorgenommenen Sofortmaßnahmen doch über Leben und Tod des Patienten. Einen Notarzt zu rufen, sobald sich Anzeichen für einen Herzinfarkt bemerkbar machen, ist folglich zwingend notwendig. Wie Sie entsprechende Symptome und Anzeichen für einen Herzinfarkt zuverlässig deuten können, erfahren Sie hier.
Welche Anzeichen sprechen für einen Herzinfarkt?
Gut ein Drittel aller Herzinfarkte ereignet ohne nennenswerte Anzeichen und lässt sich weder durch ein routinemäßiges EKG, noch durch wachsame Beobachtungen der Patienten frühzeitig enttarnen. Bei den übrigen zwei Dritteln gehen dem Herzinfarkt zumindest leichte, wenn nicht sogar schwere Symptome voraus. Zu ihnen zählen:
Schmerzen: Eine mangelnde Sauerstoffversorgung des Herzmuskels, wie sie bei einem Herzinfarkt gegeben ist, macht sich vor allem anderen durch starke, manchmal brennende Schmerzen in der Brust bzw. im Brustkorb bemerkbar. Da das Zentrum der blutführenden Gefäße hier unmittelbar betroffen ist, können die Schmerzen auch in die umliegenden Körperteile ausstrahlen. Besonders häufige Symptome sind dabei Schmerzen im linken Arm. Die Extremität schließt direkt an die arterielle Versorgung der Herzkranzgefäße an, weshalb linksseitige Armschmerzen häufig ein Anzeichen für einen drohenden Herzinfarkt stellen.
Beklemmungsgefühle in Brust und Brustkorb: Gemeinsam mit den Schmerzen treten bei einem Infarkt oftmals Beklemmungen in der Brust (Angina Pectoris) auf. Infarktpatienten verspüren vor ihrem Herzinfarkt also häufig das Gefühl hohen Drucks auf ihren Brustkorb. Verursacht wird die Beklemmung durch die anhaltende Durchblutungsstörung des Herzens, welche daneben auch zu Atemnot führen kann.
Magenbeschwerden: Gelegentlich strahlen die Schmerzen über Brust und linken Arm hinaus. Sie können bis in den Oberbauch vordringen, wo sich vor einem Herzinfarkt auch unspezifische Anzeichen wie Unwohlsein, Übelkeit und Erbrechen manifestieren können. Insbesondere, wenn entsprechende Symptome äußerst intensiv und ohne erkennbare Ursache auftreten, ist ein drohender Infarkt nicht auszuschließen.
Unruhezustände: Auch plötzliche Angstgefühle, Panik, Schlafstörungen und Schwindelgefühle sind wohlbekannte Anzeichen dafür, dass der Körper aufgrund eines bevorstehenden Infarktes in hellem Aufruhr ist. Die innere Unruhe gleicht dabei einer unguten Vorahnung, welche Patienten immer wieder zu dem lebensrettenden Entschluss treibt, rechtzeitig einen Notarzt zu rufen. Ziehen Sie also neben Schmerzen auch emotionale Anzeichen als Hinweis auf einen Herzinfarkt in Erwägung.
stressbedingte Herzreaktionen: Nicht selten ereignet sich ein Herzinfarkt nach einer längeren Ruhephase, zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen. Sollten Sie demnach in den Morgenstunden oder nach einer Erholungsphase am Wochenende plötzliches Herzrasen, Schmerzen oder beklemmende Gefühle im Brustkorb verspüren, kann dies womöglich auf einen bevorstehenden Infarkt hindeuten. Gleiches gilt für ungewöhnliche Herzreaktionen bei Alltagsstress und Überarbeitung. Hier ist neben Schmerzen, Beklemmungen in der Brust und Herzrasen auch Erschöpfung als Anzeichen für einen Infarkt denkbar.
klinische Anzeichen: In einem EKG oder Bluttest lässt sich ein Herzinfarkt zumeist durch bestimmte Werte identifizieren. So kann eine abnormale Hebung im ST-Streckenabschnitt beim EKG beispielsweise auf einen Sauerstoffmangel des Herzmuskels hindeuten. Bei einem Bluttest geben sogenannte Biomarker (vor allem Tropinin) genauere Auskunft. Leider lassen sich entsprechende Testwerte aber erst zwei bis sechs Stunden nach dem eigentlichen Infarkt feststellen, weshalb sie für die Früherkennung nicht besonders hilfreich sind.
sonstige Symptome: Eine blasse Haut, sowie plötzlich auftretende Schweißausbrüche gelten ebenfalls als klassische Anzeichen für einen Herzinfarkt. Besonders ernst zu nehmen ist hierbei kalter Angstschweiß, der zusammen mit entsprechenden Schmerzen in der Brust, Unruhezuständen oder Unwohlsein im Oberbauch auftritt.
Wichtig: Viele Symptome wie die Schmerzen oder die Unruhe zeigen sich in schwacher Form schon Tage vor dem eigentlichen Herzinfarkt. Ein gutes Gespür für die Warnsignale des eigenen Körpers ist demzufolge sehr hilfreich, wenn Sie einen Infarkt frühzeitig erkennen möchten. Auch kann eine ehrliche Beurteilung der Lebensumstände helfen, die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes einzugrenzen.
Was sie bei Anzeichen für einen Herzinfarkt tun sollten
Oberstes Gebot bei Verdacht auf Herzinfarkt ist: Bleiben Sie ruhig! Aufregung könnte den Infarkt unter Umständen beschleunigen, weshalb sie auch in ernsten Verdachtsmomenten einen kühlen Kopf bewahren und folgende Schritte durchführen sollten:
- Schritt: Rufen Sie bei Anzeichen für einen Herzinfarkt schnellst möglich einen Notarzt unter der Rettungsdienstnummer 112. Bei allein lebenden Personen kann es zudem nicht schaden, einen Nachbar oder Bekannten in näherer Umgebung zu bitten, vorbei zu kommen.
- Schritt: Sorgen Sie dafür, dass den Rettungshelfern Ihre Haustür auch dann offen steht, wenn Sie selbst nicht mehr in der Lage dazu sind, zu öffnen. Geben Sie am besten vorab einer Vertrauensperson einen Schlüssel, damit diese dem Notarzt im schlimmsten Fall Zutritt verschaffen kann.
- Schritt: Bis der Notarzt eintrifft, sollten Sie sich so hinsetzen oder -legen, dass Ihr Oberkörper leicht erhöht ist. Dies erleichtert dem Herzmuskel die Sauerstoffzufuhr und kann unter Umständen auch die Beklemmungsgefühle der Brust lindern. Zudem lässt sich der bevorstehende Infarkt so vielleicht hinauszögern, bis der Notarzt vor Ort ist.
- Schritt: In Sachen Luftzufuhr ist es des Weiteren wichtig, einengende Kleidungsstücke abzulegen. Ob Gürtel, enganliegende Hemden und Büstenhalter oder ein zugeknöpfter Hemdkragen – bei einem Herzinfarkt entscheiden die kleinsten Sauerstoffblockaden über Leben und Tod. Befreien Sie sich also von allem, was Sie beim Atmen behindert.
- Schritt: Sobald der Notarzt eingetroffen ist, wird er sich danach erkundigen, wie lange die Symptome bereits andauern. Auch eine Anamnase zu bestehenden Gesundheits- Lebensbeeinträchtigungen wie Bluthochdruck und Vorerkrankungen ist durchaus möglich. In jedem Fall sollten Sie die Fragen des Rettungsdienstes ehrlich beantworten, damit die Helfer ihnen schnell und gezielt helfen können.
Fazit
Ein Herzinfarkt lässt sich in gut zwei Drittel aller Fälle durch entsprechende Anzeichen erkennen. Manche davon treten häufig schon lange vor dem Infarkt in Erscheinung und müssen mit höchster Priorität behandelt werden. Sollten Sie die Symptome aber erst unmittelbar vor einem sich ereignenden Herzinfarkt feststellen, ist schnelles Handeln geboten. Zögern Sie nicht, beim Auftreten dieser Symptome den Notarzt anzurufen! Nur gut geschultes und ausgerüstetes Rettungsdienstpersonal kann Sie bei einem akuten Infarkt vor dem Tode bewahren.