Bei der Antlitzdiagnostik handelt es sich um ein modernes Diagnoseverfahren der alternativen Heilmedizin, die vor allem auf einem Gedankenmodell und nicht auf wissenschaftlich belegbaren Fakten beruht. In Fachkreisen wird auch von der Psycho-Physiognomik gesprochen, was den Wirkungsgrad dieser Diagnosetechnik weiter eingrenzt. Einfach ausgedrückt dürfen Sie die Antlitzdiagnostik als Seelen-Ausdruckskunde verstehen. Dabei meinen die Heilpraktiker nicht nur die Ursache einer möglichen Erkrankung direkt aus Ihrem Gesicht ablesen, sondern auch Ihren Geisteszustand sowie markante Charaktereigenschaften ableiten zu können. Heilpraktiker berufen sich bei der Antlitzdiagnostik auf die Somatopie, was sich aus den übersetzten Wörtern „Körper“ und „Ort“ zusammensetzt. Gemeint ist also, dass sich der Körper in einem einzigen Ort ausdrückt, einem Mikrosystem, in diesem Fall in Ihrem Gesicht.
Vom Gesichtslesen zur Antlitzdiagnostik
Das Diagnosesystem, die innere Befindlichkeit direkt aus dem Gesicht abzulesen, ist den Menschen bereits seit über 4000 Jahren bekannt, entstammt ursprünglich aus der chinesischen Region und wurde damals als „Gesichtslesen“ bekannt. Auch im europäischen Raum, in Griechenland, haben sich die Mediziner auf dieses Verfahren verlassen. Die moderne Antlitzdiagnostik weist unterschiedliche Diagnosemodelle auf, die vor allem im 20. Jahrhundert entwickelt wurden. Zu den bedeutenden Antlitzdiagnostikern zählen Johann Caspar Lavater sowie Carl Huter. Letzterer war bestrebt, die traditionelle chinesische Heilkunde mit der modernen westlichen Medizin zu vereinen.
Merkmale und Methoden der Antlitzdiagnostik
Innerhalb des Diagnoseverfahrens spielen hauptsächlich die Strukturen Ihres Gesichtes eine relevante Rolle und dienen dem Diagnostiker als Indiz zur Beurteilung Ihres Empfindens und etwaiger Erkrankungen. Hier werden vor allem folgende Gesichtsstrukturen beurteilt:
- Haut- und Gesichtsfarbe
- Augenlider
- Tränensäcke
- Ober- und Unterlippen
- Ohren
- Kopfform
Damit die Diagnose auch auf einer realistischen Basis stattfinden kann, ist es notwendig, dass Sie ungeschminkt und ohne jegliches Auftragen von kosmetischen Produkten, die Ihre Haut- und Gesichtsstruktur beeinflussen, an der Diagnose teilnehmen. Während der Behandlung werden selbst kleine Anomalien wie Pickel, Muttermale, Schwellungen, Warzen oder Pickel interpretiert. Auch Ihr Teint dient einer Interpretationsgrundlage. Zudem geben Formen und symmetrische sowie asymmetrische Gesichtspartien einen Aufschluss über mögliche Krankheitsbilder, Symptome oder auch Ihren geistigen Gesundheitszustand.
Viele Heilmediziner greifen in ihrem Handlungsbereich mittlerweile auch auf verwandte Techniken wie der Zungen-, Hand- oder Nageldiagnostik zurück.
Zudem werden heutzutage viele Diagnosesitzungen von Verfahren der herkömmlichen Medizin begleitet, die dem Heilpraktiker dabei helfen sollen, Diagnosen auf fundierten Untersuchungen zu erstellen. Hierfür werden hauptsächlich Urin- und Blutuntersuchungen zur Beurteilung herangezogen.
Kritik an der Antlitzdiagnostik
Wie bei den meisten Heilkundeverfahren handelt es sich auch bei der Antlitzdiagnostik nicht um eine wissenschaftliche Diagnosemethodik, sondern viel mehr um eine subjektive Hinweisdiagnostik. Insofern sie sich an einen Heilpraktiker wenden, der die Antlitzdiagnostik anbietet, seien Sie sich darüber bewusst, dass seine Diagnose nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auf seiner persönlichen Intuition und Vermutung beruht.
Nichtsdestotrotz gründen selbst die Erkenntnisse dieses Diagnoseverfahrens auf Hinweisen, die Ihrem Gesicht entnommen werden und daher durchaus auf Dispositionen verweisen können, die mit einer Krankheit verbunden sind. Letztendlich spiegeln sich manche Krankheitsbilder auch direkt in den Strukturen und Proportionen des Gesichts wider. Eine abschließende Diagnose sollte jedoch immer auf Grundlage einer umfassenden und auf wissenschaftlichen Fakten basierenden, ärztlichen Untersuchung erfolgen.