Die Anti-Babypille gehört heute längst zu den Standardmethoden der Empfängnisverhütung. Durch die Beeinflussung des Hormonhaushalts gilt diese Form der Verhütung als sehr sicher und erreicht einen Pearl-Index zwischen 0,1 bis 0,9 (Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft unter 100 Frauen in einem Betrachtungszeitraum von 12 Monaten). Im Vergleich zu anderen Verhütungsmethoden – wie der Dreimonatsspritze oder einem Diaphragma – ein überdurchschnittliches Ergebnis.
Allerdings wundern sich immer wieder Frauen darüber, dass sie trotz regelmäßiger Einnahme der Pille schwanger werden. Neben möglichen Anwendungsfehlern – wie eine unregelmäßige Einnahme (beispielsweise nur alle 48 Stunden) – kann die Ursache für die ungeplante Schwangerschaft in einer Wechselwirkung mit anderen Medikamenten liegen.
Bekannt ist zum Beispiel eine Wechselwirkung mit pflanzlichen Arzneimitteln auf Johannis-Krautbasis. Aber Schmerz- und Fiebermittel wie Paracetamol oder Präparate für eine verbesserte Darmbeweglichkeit wie Metoclopramid beeinflussen die Wirksamkeit der Ethinylestradiol enthaltenden Pille. Was viele Frauen nicht wissen – auch die heute so oft verordneten Antibiotika haben mitunter einen nachteiligen Effekt auf die Verhütung. Aus diesem Grund wollen wir Ihnen nun aufzeigen, bei welchen Antibiotika es Probleme mit der Pille geben kann.
Antibiotika beeinträchtigen Wirksamkeit der Pille
Rifampicin, Penicillin, Tetracyclin oder Griseofulvin – typische Wirkstoffe, die in Antibiotika-Präparaten vorkommen können. Und die heute in vielen Haushalten anzutreffen sind. Gerade Infektionen, bei denen Komplikationen zu erwarten sind, werden von Ärzten gern mit dem Griff zu Antibiotika bekämpft.
Dazu gehören neben einer akuten Bronchitis auch:
- Sinusitis
- Tonsillitis
- Mittelohrentzündungen
- Wundinfektionen (z. B. nach Insektenstichen)
- Darminfektionen
- Infekte im Harnwegsbereich oder
- Lungenentzündungen.
Die Wirkung der Antibiotika richtet sich in erster Linie gegen bakterielle Erreger. Leider wirkt diese Medikamentengruppe nicht nur gegen schädliche Bakterien. Auch die Darmbesiedelung wird in Mitleidenschaft gezogen. Und genau hier liegt das Problem im Hinblick auf die Wechselwirkung zwischen Pille und Antibiotika.
Die Pille basiert auf einem Wirkungsmechanismus, der bereits im Magen-Darm-Trakt beginnt. Durch enzymatische Prozesse erreichen die Inhaltsstoffe der Pille erst ihre eigentliche Wirkung. Aufgrund der Störung der Darmflora werden diese Prozesse allerdings ausgebremst. Die Folge liegt auf der Hand: Die Anti-Babypille kann das volle Potenzial – etwa durch den Eintritt in den enterohepatischen Kreislauf – nicht mehr voll ausschöpfen. Aufgrund dieser Tatsache kommt es durch bestimmte Wirkstoffe eines Antibiotikums zu einer Minderung der empfängnisverhütenden Wirkung.
Beeinträchtigen Antibiotika immer die Wirkung der Pille?
Antibiotika und Anti-Baby-Pille können durchaus eine unheilvolle Allianz bilden. Gerade die Wechselwirkungen der antibakteriellen Wirkstoffe im Antibiotikum werden schnell unterschätzt. Müssen Sie aber generell bei der parallelen Einnahme von Antibiotika und Pille von einem verminderten Schutz in der Empfängnisverhütung ausgehen? Nein, die beeinträchtigende Wirkung lässt sich nicht pauschal für jedes Antibiotikum festschreiben.
Generell vorsichtig sollten Sie aber sein, wenn in den Arzneimitteln Wirkstoffe wie:
- Penicillin (und Derivate)
- Tetracycline
- Cephalosporine und
- Chloramphenicol
enthalten sind. Vor diesen Wirkstoffen bzw. den damit in Verbindung stehenden Antibiotika hat beispielsweise der Berufsverband der Frauenärzte e. V. in einer Pressemitteilung im Jahr 2011 explizit gewarnt. Vorsicht ist darüber hinaus auch angebracht, wenn ein Antibiotikum Durchfall auslösen kann.
Durch die schnellere Darmpassage kann es zu einer verminderten Wirksamkeit der Pille bei der Verhütung kommen. Die Empfehlung der Fachärzte für einen solchen Fall ist eindeutig: Betroffene Patienten sollten unbedingt zusätzliche Maßnahmen zur Verhütung beim Geschlechtsverkehr ergreifen.
Generell muss im Hinblick auf eine gemeinsame Einnahme von Pille und Antibiotika besonders bei:
- Wechselwirkungen mit dem Wirkstoff (Östrogene wie Ethinylestradiol und/oder Gestagene)
- Wirkungen auf den Stoffwechsel (Durchfall als Nebenwirkung)
an eine verringerte Wirksamkeit der Anti-Baby-Pille gedacht werden.
Wirkstoff(gruppe) | enthalten u. a. in Antibiotika wie: |
---|---|
Penicilline (wie Amoxicillin, Benzylpenicillin, Flucloxacillin, Piperacillin) | Clamoxyl®, Penicillin Grünenthal®, Floxapen®, Tazobac® |
Tetracycline (wie Demeclocyclin, Doxycyclin, Minocyclin) | Ledermix®, Vibramycin®, Minocin® |
Rifampicin | Rimactan®, Rimactazid® |
Wichtig: Vorher immer die Packungsbeilage des Antibiotikums durchlesen! Ist dort unter den Wechselwirkungen der Zusatz Kontrazeptiva/Antibabypille aufgeführt, sollten Sie von einem fehlenden Schutz beim Geschlechtsverkehr ausgehen und zusätzlich verhüten.
Antibiotika und Pille – ist eine zusätzliche Pillenpause während der Therapie zu empfehlen?
Gerade junge Frauen, die zum ersten Mal parallel zur Anti-Baby-Pille eine auf Antibiotika basierende Therapie durchführen, sind verunsichert. Die Wechselwirkung der einzelnen Arzneimittel stiftet Verwirrung. Kann die Pille weiter eingenommen werden? Oder steht eine zusätzliche Pillenpause an? Grundsätzlich gehen die Empfehlungen diesbezüglich in eine klare Richtung. Als Patientin, die ein Antibiotikum einnehmen muss, sollte die Pille zur Verhütung in jedem Fall wie gewohnt weiter eingenommen werden.
Aber: Im Zeitraum der parallelen Einnahme ist auch auf zusätzliche Methoden der Verhütung beim Geschlechtsverkehr wie das Kondom o. Ä. zurückzugreifen. Fällt das Ende der Antibiotika-Therapie in die Pillenpause, wird mit deren Einnahme ganz normal begonnen. Um Risiken einer verminderten Verhütung nach dem Ende der Pillenpause auszuschließen, sollte noch etwa eine Woche lang zu anderen Verhütungsmitteln beim Geschlechtsverkehr gegriffen werden.
Wichtige Punkte im Überblick:
- Die Pille sollte während der Einnahme der Antibiotika weiter genommen werden
- Während der Therapie jedoch noch andere Maßnahmen zur Empfängnisverhütung ergreifen
- Auch bis zu 7 Tage nach der Therapie sollten zusätzlich andere Verhütungsmittel zum Einsatz kommen
Fazit: Antibiotika stören den Schutz der Pille
Verhütung durch die Einnahme der Pille ist einfach und unkompliziert. Allerdings müssen Sie im Alltag daran denken, dass Ihre hormonelle Barriere, welche durch die Pille aufgebaut wird, Löcher bekommen kann. Besonders Wirkstoffe in diversen Antibiotika-Präparaten vermindern durch den Einfluss auf Ihren Stoffwechsel die Wirksamkeit der Pille. Diese Aussage gilt nicht nur für Wechselwirkungen hinsichtlich der Resorption im Körper.
Auch die Geschwindigkeit der Darmpassage bei einem Antibiotikum spielt eine Rolle. Lesen Sie daher die Packungsbeilage Ihrer Pille bzw. des Antibiotikums sehr genau. Achten Sie neben offensichtlichen Wechselwirkungen auch auf die Möglichkeit von Magen-Darm-Problemen wie Durchfall. Wenn Sie diese Punkte beachten, wird auch während der Einnahme von Antibiotika die Verhütung beim Geschlechtsverkehr nicht eingeschränkt.