Die Gelenksteife (Ankylose) tritt häufig als Folge einer bestehenden Arthritis auf. Die Einsteifung bedeutet für Patienten enorme Einschränkungen, da das betroffene Gelenk kaum bis gar nicht mehr bewegt werden kann. Aus diesem Grund sind intensive Schmerzen bei der Bewegung der jeweiligen Gelenke kaum zu vermeiden. Erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr über die Symptome, die Ursachen neben der Arthritis und die mögliche Behandlung.
Wie entsteht Ankylose?
Ein menschliches Gelenk (Articulatio) setzt sich zumeist aus den Endflächen zweier Knochenendstücke zusammen. Diese werden als Gelenkflächen bezeichnet. Sie sind zur Polsterung und zum Schutz vor Reibung mit Gelenkknorpeln sowie der bindegewebigen Gelenkkapsel (Capsula articularis) überzogen. Zwischen den Gelenkflächen befindet sich der Gelenkspalt. Er stellt sicher, dass ein Gelenk bei seiner natürlichen Bewegung genügend Spielraum hat, um gestreckt oder angewinkelt zu werden.
Zu Ankylosen kommt es nun entweder durch zunehmende Verknöcherung des Gelenkspalts oder Veränderungen im Bereich der Gelenkkapsel, die eine Einsteifung begünstigen. In aller Regel sind für solche Vorgänge rheumatische Erkrankungen wie Arthritis oder Morbus Bechterew verantwortlich. Doch auch operative Ursachen wie etwa Kniearthrodese können abnormale Versteifungen im Gelenkbereich provozieren. Die Symptome der Versteifung umfassen dabei nicht nur starke Gelenk- und Rückenschmerzen, sondern befördern auch eine zunehmende Unbeweglichkeit der betroffenen Gelenke.
Ursachen für Ankylosen
Die Hauptursachen für Gelenkversteifung liegen in Gelenkentzündungen des arthrotischen Formkreises. Diese haben allerdings nicht immer denselben Auslöser. Neben Vorinfektionen sind hier in manchen Fällen sogar genetische Gründe denkbar. Darüber hinaus sind mit Arthrodesen wie der Kniearthrodese auch äußerliche Einwirkungen auf das Gelenk als Ursache der Ankylose möglich. Einzelheiten zu den wichtigsten Ursachen haben wir nachstehend für Sie zusammengefasst:
- Arthrodese: Unter einer Arthrodese versteht man eine Gelenkversteifung, die durch eine OP entsteht. Sie ist zum Beispiel bei der Fixierung von Knochenbrüchen gegeben, wobei die Einsteifung hier meist nur vorübergehend ist.
- Arthritis: Die Formen der Gelenkentzündung Arthritis sind äußerst umfangreich. Hier wäre zum einen die rheumatoide Arthritis zu nennen, welche mehrere Gelenke des Körpers gleichzeitig betrifft. Sie wird zumeist durch virale oder bakterielle Infektionen (z.B. Hepatitis, Morbus Crohn oder Röteln) ausgelöst. Daneben gibt es auch Formen wie die sogenannte Arthritis psoriasis. Sie tritt im Zuge einer bestehenden Schuppenflechte auf und ist damit auf entzündliche Autoimmunreaktionen des Körpers zurück zu führen. Tritt eine Arthritis im Zusammenhang mit Gicht auf, ist darüber hinaus ein gestörter Harnsäurestoffwechsel als Ursache für Gelenkentzündung und Gelenkversteifung denkbar.
- Morbus Bechterew: Nicht nur größere Gelenke wie die der Knie können von einer Entzündung betroffen sein, die eine Gelenkversteifung begünstigt. Auch die deutlich kleinere Gelenke wie das Kiefergelenk oder die Wirbelsäulengelenke sind für derartige Entzündungen anfällig. Eine denkbare Erkrankung im Bereich der Wirbelsäule ist hier zum Beispiel die als Morbus Bechterew bekannte Spondylitis ankylosans. Neben entzündlichen Prozessen sorgt diese auch für eine fortschreitende Einsteifung und Krümmung innerhalb der Wirbelsäule, wodurch eine Ankylose gegeben ist. Die Ursachen für die entzündliche Versteigung der Wirbelgelenke sind noch nicht vollständig geklärt. Es werden jedoch erblich bedingte Immunstörungen
hinter der rheumatischen Erkrankung vermutet. - genetische Faktoren: Sowohl Arthritis als auch Spondylitis ankylosans zeigen bereits auf, dass Genfaktoren bei der Entstehung zahlreicher Ankylosen eine Rolle spielen. Mediziner gehen inzwischen davon aus, dass es bestimmte Ausprägungen des Gens HLA-B27 sind, die rheumatische Gelenkerkrankungen und daraus resultierende Gelenkversteifungen begünstigen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass entsprechende genetische Besonderheiten noch kein verlässliches Indiz für das Vorliegen der Erkrankung sind.
- Kontrakturen: Ein weiterer Vorgang, der unweigerlich zur Gelenkversteifung führt, ist eine Verkürzung (Kontraktion) von Weichteilen wie Muskeln, Sehen oder Bändern. Derartige Kontraktionen ereignen sich eigentlich bei jeder natürlichen Bewegung. Bei bestimmten Erkrankungen (z.B. Trisomie 8 oder verschiedenen Formen der Dysplasie) kann dieser angespannte Muskel- bzw. Sehnen- und Bänderzustand jedoch zu einem Dauerzustand werden und ist dann als Kontraktur definiert. Diese macht es einem benachbarten Gelenk meist unmöglich, sich zu bewegen, sodass auch Kontrakturen eine Gelenkversteifung hervorrufen können.
Symptome bei Gelenkversteifung
Die Symptome bei Ankylose zeigen neben einer Einsteifung von Gelenken vor allem anhaltende Bewegungsschmerzen. Je nachdem, wo im Körper sich das betroffene Gelenk befindet, können die Schmerzen entweder als Rückenschmerzen (bei versteiften Wirbelgelenken) oder Schmerzen in den Extremitäten (z.B. bei ankylotischen Prozessen im Knie) auftreten. Insgesamt sind bei Gelenkversteifungen somit folgende Symptome zu erwarten:
- steige Gelenke
- Bewegungseinschränkungen
- Gelenkschmerzen
- ggf. Rückenschmerzen
Diagnose und Behandlung bei Ankylose
Die Diagnose beginnt mit einer Anamnese zu den Symptomen und zu rheumatischen Vorfällen in der Familie. Darauf folgt meistens ein Bewegungstest am betroffenen Gelenk. So lässt sich der Grad der Einsteifung sehr gut ermitteln. Wirklich zu erkennen ist die Gelenkversteifung allerdings erst durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen. Diese machen krankhafte Veränderungen und Verknöcherungsprozesse im Gelenk deutlich sichtbar. Ergänzend können Blutuntersuchungen erfolgen. Sie dienen neben der Feststellung von Entzündungen auch zur Beurteilung von Anomalien des HLA-B27-Gens. Zur Therapie der Versteifungen lässt sich bei positivem Befund folgendes unternehmen:
- Behandlung durch Medikamente: Entzündliche Gelenkerkrankungen machen bei Gelenkversteifung die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten und Antirheumatika wie Ibuprofen notwendig. Zusätzlich können Antibiotika und Virustatika zum Einsatz kommen, sofern sich entsprechende Erreger feststellen ließen.
- operative Maßnahmen: Ist die Gelenkversteifung schon sehr weit fortgeschritten, wird unter Umständen der Einsatz künstlicher Gelenkprothesen (sog. Endoprothesen) notwendig. Hierfür eröffnen Chirurgen das erkrankte Gelenk und entnehmen es aus dem Körper. Endoprothesen werden heute im Normalfall aus Kunststoff gefertigt und halten ein Leben lang. Sie müssen später also nur selten ausgetauscht werden.
- physikalische und thermische Therapie: Gezielte Bewegungstherapien können sich ebenso positiv auf ein durch Ankylose erkranktes Gelenk auswirken wie der Einsatz von Wärme und Kälte. Zwar lassen sich die Einsteifungen hierdurch nicht beheben, doch Schmerzen und ein weiterer Fortschritt der Erkrankung sollten durch die Maßnahmen deutliche Linderung erfahren. Zusätzlich ist nach dem Einsatz einer Endoprothese eine gezielte Krankengymnastik unerlässlich. So lässt sich nämlich die Funktionalität des Gelenks wiederherstellen und der Patient kann wieder laufen.
Ankylose – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Wird eine Ankylose im Anfangsstadium erkannt, ässt sich eine fortschreitende Einsteifung oft noch durch Medikamente und geeignete Bewegung aufhalten. Ist die Gelenkversteifung hingegen schon sehr weit fortgeschritten, hilft meist nur noch der Austausch des erkrankten Gelenks gegen eine Endoprothese. Ansonsten ist eine dauerhafte Einschränkung der Bewegung zu erwarten, die im Alltag sehr hinderlich sein kann.
- Komplikationen entstehen bei Ankylose vor allem durch begleitende Entzündungen. Sie können ein Gelenk stark angreifen und im späteren Krankheitsverlauf zu einem gravierenden Gelenkverschleiß (Arthrose) führen. Zudem leiden Patienten sehr unter den durch die Versteifung entstehenden Bewegungseinschränkungen. Es muss damit gerechnet werden, dass selbst geringfügige Bewegungen betroffener Gelenke starke Schmerzen hervorrufen, wodurch eine große Alltagsbelastung entsteht.
- Vielen Krankheitsursachen lässt sich bei Ankylose kaum oder nur schwer vorbeugen. Sowohl Arthritis als auch andere denkbare Krankheitsursachen haben ihren Ursprung meist in genetischen Dispositionen, was kaum Präventionsmaßnahmen eröffnet. Lediglich gezielte Krankengymnastik und die gewissenhafte Einnahme von Medikamenten kann hier verhindern, dass sich aus einer Gelenkerkrankung eine Ankylose entwickelt.
Fazit
Eine Gelenkversteifung ist die tückische Folge bestehender Gelenkerkrankungen, die entweder zu Verknöcherungen des Gelenkspalts oder versteifenden Veränderungen der Gelenkkapsel geführt hat. In den meisten Fällen ist Arthritis für die Ankylose verantwortlich. Darüber hinaus kommen andere rheumatische Erkrankungen, wie etwa Morbus Bechterew, sowie operative Einwirkungen wie die Kniearthrodese und krankheitsbedingte Kontrakturen für die Einsteifung von Gelenken in Frage. Die einzigen Möglichkeiten der Behandlung und Prävention bestehen aus der rechtzeitigen Therapie der Grunderkrankung. Ansonsten könnte die zunehmende Gelenkversteifung den Einsatz einer Endoprothese erforderlich machen.