Als wahres Allroundtalent unter den Heilpflanzen lässt sich der Gemeine Andorn (Marrubium vulgare) bei unzähligen gesundheitlichen Problemen anwenden. Insbesondere was Atemwegs- und Verdauungsbeschwerden anbelangt, wirkt Marrubium wahre Wunder. Genutzt werden können dabei nicht nur die Blätter der Pflanze, sondern auch ihre behaarten Stängel. Leider gerät Andorn seit dem letzten Jahrhundert immer stärker in Vergessenheit, und das obwohl Marrubium bereits vor über 3000 Jahren eines der wichtigsten Heilkräuter überhaupt darstellte.
Was ist Andorn? – Einzelheiten zu Ursprung und Geschichte des Marrubium vulgare
Die durchschnittliche Wuchshöhe von Andorn bzw. Marrubium vulgare liegt zwischen 30 und 80 cm. Die Blütezeit beginnt bei günstigem Klima relativ früh im Mai und endet erst gegen Ende August, wobei sich die weißen Blüten des Gemeinen Andorns kelchartig ausbilden. Vom Aussehen her erinnert Marrubium ein wenig an eine Taubnessel, mit der das Andornkraut auch häufig verwechselt wird. Verwunderlich ist das nicht, denn beide Heilpflanzen zählen zu den filzig behaarten Halbsträuchern aus der Familie der Lippenblütler.
Weit verbreitet ist Marrubium vulgare heute Australien und Amerika. Wahrscheinlich wurde das Saatgut der Kräuter zu Kolonialzeiten dorthin verschleppt, denn ursprünglich beheimatet ist der Gemeine Andorn eigentlich im Mittelmeerraum, sowie in Nord- und Mitteleuropa, wo Saatgut und Sträucher der Gattung Marrubium seit der Jungsteinzeit (etwa 4000 v. Chr.) prächtig gedeihen. Ähnlich alt dürfte auch die Nutzung von Bestandteilen der Pflanze Andorn als Heilkräuter sein, fand Marrubium doch schon im alten Ägypten regelmäßig Anwendung bei der Behandlung von Vergiftungen.
Seinen fachbotanischen Namen ‚Marrubium‘ verdankt der Andorn allerdings den Hebräern. Das hier gebräuchliche Wort Marrub für ‚bitterer Saft‘ gibt dabei Auskunft über den Geschmack der Kräuter, der schon damals Bestandteil diverser Magenbitterrezepte war.
Magenbitter, Hustensaft und Gegengift – über die Heilwirkung von Marrubium
Im 12. Jahrhundert beschrieb die Kräuterfrau Hildegard von Bingen Andorn als eine der besten Heilpflanzen bei Kopfschmerzen und Erkältungskrankheiten. Auch ein Kräuterbuch aus dem Jahre 1692 erwähnt die Wirksamkeit von Marrubium vulgare gegen bronchiale Erkrankungen. Wörtlich heißt es dort:
„Sirup aus den frischen grünen Blättern von Andorn und Zucker ist eine unübertreffliche Medizin gegen Husten und Lungenpfeifen.“
Und in der Tat besitzen die Wirkstoffe des Andorns (Marrubium) nach aktuellem Forschungsstand schleimlösende, schmerzlindernde und antibakterielle Eigenschaften, die wie geschaffen scheinen, um grippale Infekte zu behandeln.
Daneben wird Marrubium eine appetitanregende, entgiftende, entschlackende und verdauungsfördernde Wirkung nachgesagt, welche Andorn für den Einsatz als Magenbitter oder Gegengift prädestiniert. Dem pflanzeneigenen Bitterstoff Marrubiin konnte darüber hinaus ein blut- und sekretbildender Effekt nachgewiesen werden, der sich unter anderem positiv auf die Produktion von Gallensäure, Speichel und Magensaft auswirkt. All diese Merkmale machen Marrubium vulgare zum idealen Heilmittel bei folgenden Beschwerden:
- Appetitlosigkeit
- Blähungen
- Blutarmut
- Bronchitis
- Funktionsschwächen der Immunabwehr
- Funktionsschwächen der Leber
- Gallenbeschwerden
- Gefäßverengung
- Geschwüre
- Husten
- Kopfschmerzen und Schwindel
- Magen-Darm-Entzündungen
- Menstruationsbeschwerden
- schlecht heilenden Wunden
- Verdauungsbeschwerden
- Vergiftungen
- Völlegefühl
Inhaltsstoffe von Marrubium vulgare
Die Pflanze Marrubium hat ihren Titel als für die Medizin relevantes Heilkraut definitiv verdient, wenngleich bislang noch nicht alle Inhaltsstoffe des Andorns ausreichend erforscht wurden. Bekannt ist jedoch, dass Marrubium vulgare wie viele Heilkräuter aus einer Mischung folgender Substanzen besteht:
- ätherische Öle
- Diterpene
- Harze und Wachse
- Gerb- und Bitterstoffe
Von Bedeutung für die Heilwirkung von Marrubium ist dabei vor allem der pflanzeneigene Bitterstoff Marrubiin. Da ihm ein Großteil an heilsamen Eigenschaften der Pflanze zugeschrieben werden, ist er für eine medizinische Anwendung besonders interessant. Am höchsten konzentriert ist Marrubiin in den oberen Stängelteilen des Andorns (Marrubii herba), weshalb diese bei der Herstellung von Andornpräparaten bevorzugt zum Einsatz kommen.
Anwendungen und Nebenwirkungen – Keine Risiken bei der Einnahme von Andorn
Traditionellerweise werden bei Marrubium die Blätter und Stängel zu Tee verarbeitet. Dabei reichen ein bis zwei Teelöffel Andorn für eine Tasse. Ebenfalls üblich ist eine äußerliche bzw. innerliche Anwendung von Marrubium als Tinktur. In Tropfenform oder als Bestandteil von Heilbädern und Umschlägen kann Andornkraut so Entzündungen, Ekzemen oder Geschwüren entgegen wirken.
Mögliche Nebenwirkungen von Andorn sind bislang nicht bekannt. Sogar in der Schwangerschaft können die Kräuter des Marrubium vulgare deshalb ohne größere Bedenken eingenommen werden. Erwähnt sei an dieser Stelle jedoch, dass die Wirkstoffe von Marrubium Gebärmutter- und Herztätigkeit anregen. Mit Blick auf die Dosierung sollten pro Tag etwa drei Tassen Andorntee getrunken bzw. dreimal täglich 5 bis 10 Tropfen Andorntinktur (ggf. mit Wasser verdünnt) angewendet werden.
Fazit
In Vergessenheit gerät Andornkraut heutzutage völlig zu Unrecht. Immerhin zählt man es nicht grundlos zu den ältesten Heilkräutern der Welt. In einem gut sortierten Kräutergarten sollte Marrubium deshalb auf keinen Fall fehlen. Das Saatgut lässt sich auch in Deutschland unproblematisch kultivieren. Allerdings sollten Hobbygärtner vorab sicherstellen, dass die Anzuchterde auch lehmig und trocken genug für das Saatgut der Pflanze Marrubium ist.