Pflegebedürftigkeit – dieser Begriff treibt Politikern die Sorgenfalten auf die Stirn und beschäftigt auch viele Haushalte. In Deutschland galten 2015 laut Aufzeichnungen des Statistischen Bundesamts mehr als 2,86 Millionen Menschen als pflegebedürftig. Knapp zwei Drittel davon sind Frauen. Die Betreuung übernehmen überwiegend nahe Angehörige – etwa Geschwister, Eltern oder Kinder. 2015 belief sich der Anteil jener Pflegebedürftigen, die zu Hause versorgt wurden, mehr als 72 Prozent. Nicht immer sind die Verwandten in der Lage, die Pflege komplett allein zu bewerkstelligen. Zwischen der Pflege in einer stationären Einrichtung – dem Pflegeheim – und der Fürsorge durch Verwandte steht eine gemeinschaftliche Betreuung durch Angehörige und den Pflegedienst.
Letztere gestalten die ambulante Pflege in entscheidender Weise mit. Das Pflegepersonal ist letztlich nur auf der fachlichen Ebene für Betroffene da. Sehr häufig wird der Pflegedienst – obwohl nicht dessen Aufgabe – als einer der wenigen sozialen Kontaktpunkte wahrgenommen. Das Aufgabenspektrum der Pflegedienste erfasst heute zwei Bereiche:
- Grundpflege
- Behandlungspflege.
Letzterer Begriff ließe sich auch durch Krankenpflege ersetzen. Hierbei handelt es sich um medizinische Pflegemaßnahmen im Rahmen einer ärztlichen Behandlung. Grundpflege erfasst alle Bereiche, die den Alltag der Pflegeperson betreffen – wie:
- Körperhygiene
- Essenszubereitung
- Mobilität.
Koordination der Pflegetätigkeit
Ambulante Pflege ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. Dies betrifft sowohl die Grund- als auch die Behandlungspflege. In beiden Bereichen muss es im Alltag darum gehen, die Pflegetätigkeiten so zu koordinieren, dass alle Aspekte angemessen und notwendig abgedeckt werden. Und es spielen hier verschiedene Punkte eine Rolle.
- Koordination mit den Angehörigen: Besonders dort, wo ambulante Pflege und die Pflegetätigkeit von nahen Verwandten ineinandergreifen, ist meist eine umfassende Koordination erforderlich. Personal des Pflegedienstes braucht Zugang zur betreuten Person. Dieser muss genauso sichergestellt werden wie die Anwesenheit der zu pflegenden Person.
- Koordination mit anderen Pflegebedürftigen: Pflegedienste betreuen jeden Tag eine große Zahl an Personen. Entsprechend muss die Koordination für das Pflegepersonal so aussehen, dass „Leerlaufzeiten“ vermieden werden – gleichzeitig aber kein Zeitdruck entsteht. Denn dieser kann zu Fehlern führen, die mitunter erhebliche Auswirkungen haben. Aufgrund der individuellen Ansprüche und Bedürfnisse – aufgrund der Schwere der Pflegebedürftigkeit – ist an dieser Stelle ein hoher Grad an Organisation gefragt.
Speziell der letztgenannte Aspekt sollte in seiner Tragweite nicht unterschätzt werden. Pflegebedürftigkeit, welche aufgrund von Demenzerkrankungen entsteht, kann hier zu einer besonderen Herausforderung werden. Patienten sind mitunter nicht mehr in der Lage, sich an ändernde Rahmenbedingungen – wie den Wechsel von Pflegepersonal – im gewohnten Rahmen anzupassen. Dieser Aspekt trägt zu den Herausforderungen im Pflegealltag bei.
Ambulante Pflege: Betreuung und Vertrauen
Sich dafür zu entscheiden, einen Angehörigen durch Pflegedienste betreuen zu lassen, ist ein schwerer Schritt. Und wahrscheinlich wird sich niemand diese Entscheidung sehr leicht machen. Eine der wesentlichen Herausforderungen in der ambulanten Pflege ist und bleibt die fachliche Seite. Vertrauen zwischen Pflegenden, der pflegebedürftigen Person und dessen Angehörigen ist am Ende aber genauso wichtig.
Wie finden Angehörige und Pflegebedürftige den passenden Pflegedienst? Pauschal lässt sich hierzu keine Aussage machen. Sehr oft entsteht aber bereits mit den ersten Besuchen ein Eindruck, wie der Pflegedienst arbeitet – oder wie schwierig der Umgang miteinander ist.
Auf der anderen Seite ist der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses auch für den Pflegedienst nicht ganz einfach. Generell wird hier zur Herausforderung, dass Pflegebedürftige am Ende immer sehr individuelle Charaktere sind. Während Patient A von sich aus ohne größere Anleitung von selbst mitarbeitet und unterstützt – soweit es die Möglichkeiten zulassen – kann bei Patient B eine konsequente Verweigerungshaltung anzutreffen sein. Für die Pflegedienste ist dieser Aspekt in jedem Fall eine Herausforderung – auch im Hinblick auf die Qualitätssicherung.
Abrechnung ambulanter Pflegedienste
Ambulante Pflegedienste sind im Alltag mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. Die Arbeit am Patienten ist nicht der einzige Aspekt, welcher hier eine Rolle spielt. Die Abrechnung der erbrachten Pflegeleistungen (nach SGB V oder SGB XI) gehört genauso dazu. Hier geht es nicht darum, einfach eine Rechnung zu schreiben. Für Pflegedienste gelten spezielle Abrechnungsvorschriften, die beispielsweise in der Behandlungspflege auf Rahmenvereinbarungen zwischen Verbänden der Leistungserbringer und der Kostenträger basieren. Hierin wird nicht nur geregelt, welche Leistungen abrechnungsfähig sind, sondern auch wie diese abgerechnet werden.
In jedem Fall sehen sich die ambulanten Pflegedienste umfassenden Dokumentationspflichten gegenüber. Dazu gehören die einzelnen Pflegeleistungen, welche Hauptleistungsklassen und/oder Kombinationsleistungen zugerechnet werden können. Abrechnungsposten können zum Beispiel:
- Ganz- oder Teilwaschungen
- Hilfe bei der Nahrungsaufnahme
- Mobilisation usw.
sein.
In der ambulanten Pflege legt das Pflegepersonal in aller Regel recht große Entfernungen zurück bzw. muss teilweise mehrmals täglich einen Patienten versorgen. Damit gewinnt im Bereich der Dokumentation auch das Führen von Fahrtenbüchern – für die Abrechnung und Dienstplanung – an Bedeutung. Hierbei können sich Pflegedienste zwar nach wie vor auf Papier und Stift verlassen. Inzwischen bieten branchenspezifische IT-Dienstleister Softwarelösungen als Full-Service-Pakete an. Hiermit kann der Pflegedienst nicht nur die Abrechnung vornehmen.
Die Software versetzt den Fachanwender in die Lage, Behandlungen bzw. Pflegeleistungen zu erfassen, diese zu archivieren – und tritt als Assistent in der Touren-/Dienstplanung auf. Inzwischen sind die IT-Lösungen teils soweit ausgereift, dass sich im System individuelle Profile zu einzelnen Pflegebedürftigen hinterlegen und in die Fahrtenplanung integrieren lassen. Über eine mobile Schnittstelle kann dann ein Fahrtenbuch quasi in Echtzeit – inklusive der laufenden Dokumentation- geführt werden.
Qualitätsmanagement in der ambulanten Pflege
Qualitätsmanagement in der Industrie verfolgt das Ziel, hohe Standards zu erhalten und vielleicht sogar noch besser zu machen. Bis 2002 war die Qualitätssicherung in der Pflege eher ein Randeffekt. Inzwischen verlangen gesetzliche Regelungen, dass Qualitätssicherung betrieben wird. Wie lässt sich das Qualitätsmanagement praktisch umsetzen?
Grundsätzlich beruht QM – so die Abkürzung für Qualitätsmanagement – auf einer ganzen Reihe von Faktoren:
- Bedarf/Erfordernisse ermitteln
- Planen und organisieren
- Ergebnisse überprüfen
- Bei Bedarf verbessern.
QM in der Pflege muss also zuerst ein Ziel ermitteln, die Ressourcen zum Erreichen der Zielvorgaben planen und organisieren – um anschließend das Erreichte zu erfassen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Innerhalb der ambulanten Pflege stößt die Qualitätssicherung auf verschiedene Herausforderungen. Gerade die Arbeit mit Menschen, die von Haus ganz individuelle Ansprüche an die Pflege haben, macht den Aufbau eines QM-Systems nicht immer leicht. Denn auch wenn hierfür Modelle und Methoden existieren – jede erdenkliche Situation lässt sich mit ISO-Normen nicht erfassen. Pflegedienste sind aus diesem Grund besonders darauf angewiesen, ihre Mitarbeiter – sprich das Pflegepersonal – in den Aufbau des QMS einzubinden.
Fazit: Ambulante Pflegedienste müssen sich Herausforderungen stellen
Die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt in Deutschland zu. Dieser Tatsache müssen nicht nur Politik und Pflegekassen ins Auge sehen. Pflegebedürftigkeit wird auch für Familien und Haushalte wahrnehmbar. Je älter Menschen werden, umso höher die Wahrscheinlichkeit, im Alter selbst einmal auf die Hilfe anderer im Alltag angewiesen zu sein. Pflege ist aber nicht nur eine Herausforderung für die Betroffenen oder deren Familie. Die tägliche Arbeit mit zu Pflegenden hat sich in den letzten Jahren verändert – und dies schafft neue Hürden und Herausforderungen für die ambulanten Pflegedienste. Letztere tragen erheblich mit dazu bei, dass die Zahl der stationär zu Betreuenden – gemessen an der Gesamtzahl aller Pflegebedürftigen – nicht zu stark steigt.