Juckende Haut, tränenden Augen und eine laufende Nase – bei Allergien können unterschiedliche Symptome auftreten. Die hier angesprochenen Anzeichen deuten auf eine Pollenallergie, auch bekannt als Heuschnupfen, hin. Für Außenstehende alles andere als dramatisch, beginnt für den Pollenallergiker meist spätestens Ende April oder Anfang Mai die Leidenszeit – bis tief in den Herbst. Das Problem: Allergien sind keine statische Erkrankung mit festem Symptombild. Im Lauf eines Lebens kann sich die Ausprägung allergischer Erkrankungen ändern, sie werden mit den Jahren meist schlimmer. Gehören Sie zu den Betroffenen dieser Entwicklung, hat Ihre Allergie einen Etagenwechsel vollzogen.
Was sind Allergien aber überhaupt? Und warum leiden Betroffene scheinbar urplötzlich unter harmlosen Substanzen, die bei Nicht-Allergikern keinerlei Reaktion auslösen? Leider liegen viele Zusammenhänge bezüglich der Allergien heute trotz jahrelanger Forschung im Dunkeln. Dies betrifft gerade deren Ursachen und Auslöser.
Was ist eine Allergie?
Betroffene, die unter einer Allergie leiden, zeigen ein besonderes Symptomspektrum. Häufig handelt es sich um Krankheitszeichen, wie sie auch bei Infektionen – beispielsweise der Atemwege – auftreten. Verbreitet sind Reaktionen der Schleimhäute (wie Schwellungen oder eine erhöhte Sekretion), Durchfälle oder Hautreizungen.
Der Grund für diese Symptomvielfalt liegt darin, dass Allergien von einer Überreaktion des Immunsystems herrühren. Als Allergiker werden Sie nicht durch den Kontakt zu Viren oder Bakterien krank, Ihr Immunsystem hat sich auf eigentlich harmlose Substanzen eingeschossen. Diese als Allergene bezeichneten Stoffe können unterschiedlicher Natur sein. Beim Heuschnupfen sind es Blütenpollen, bei Lebensmittelallergien kommen Inhaltsstoffe einzelner Nahrungsmittel in Frage.
Themenwelt: Allergien
Eine große Gemeinsamkeit besteht darin, dass die Allergene als Antigene fungieren – also als Marker für die Immunabwehr. Das Problem: Als Antigen kommen Proteine, Kohlenhydrate, Fette usw. in Betracht. Einmal von den Rezeptoren der Lymphozyten/Antikörper erkannt, lösen sie eine Immunantwort aus, die im Regelfall von Entzündungserscheinungen begleitet wird. Als Antigene kommen diverse Auslöser in Betracht, wie:
- Tierhaare
- Blütenpollen
- Chemikalien
- Arzneimittel
- Pilzsporen
- Milcheiweiße
- Eier usw.
Arten einer allergischen Reaktion
Grundsätzlich braucht eine Allergie ein entsprechendes Allergen, das als Antigen im Kanon der Immunabwehr fungieren kann. Wodurch eine Immunreaktion ausgelöst wird bzw. wie diese im Detail aussieht, unterscheidet sich aber oft. Grundsätzlich trennt die Medizin vier verschiedene Grundtypen voneinander (die in weitere Subtypen gegliedert sein können), und zwar:
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Sofort-ReaktionenTyp I
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zellgebundene TypenTyp II
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Immunkomplex-ReaktionenTyp III und
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SpätreaktionenTyp IV.
Je nach Grund- bzw. Subtyp zeigen sich andere Symptome bzw. Allergieausprägungen. Liegt beispielsweise eine Typ-I-Reaktion vor, kommt es innerhalb kurzer Zeit zu einer Reaktion des Immunsystems auf den Kontakt mit einem Allergen. Bei Pollenallergien reichen meist Minuten, um entsprechende Beschwerden auszulösen. Bekannte Ausprägungen einer Typ-I-Reaktion sind deshalb Bindehautentzündung, der bereits erwähnte Heuschnupfen oder allergisches Asthma und Hautreaktionen. Leider kann dieser Soforttyp auch lebensbedrohliche Ausmaße annehmen – in Form des allergischen Schocks.
Gänzlich anders der Ansatz bei den Typen II und III. Während sich die Reaktionen des letzteren Typs im Allgemeinen auf lösliche Antigene konzentrieren und beispielsweise in den unteren Atemwegen lokalisiert sein können, zielt eine Typ-II-Reaktion auf körpereigene Zellen ab. Der Grund: Antigene haften sich an deren Oberfläche und markieren damit die körpereigenen Zellen als Angriffsziel.
Der letzte Typ ist insofern eine besondere Reaktion, als das die Immunantwort hier verzögert erfolgt und es sich bei den Antigenen um sogenannte Haptene (erst durch die Bindung an Proteine entstehen Vollantigene) handelt. Der Zeitraum, welcher zwischen Kontakt und Reaktion verstreichen kann, liegt oft bei mehreren Stunden. Typ-IV-Reaktionen treten oft als Kontaktallergie (z. B. auf Metalle) in Erscheinung.
Diagnosemethoden bei Allergien
In aller Regel bemerken Sie die Entstehung einer Allergie selbst nicht. Der Erstkontakt bzw. die Sensibilisierung verläuft im Allgemeinen ohne weitere Symptome. Erst mit dem zweiten Kontakt wird an der Reaktion des Immunsystems eine Allergie sichtbar. Da wir im Alltag aber unzähligen Stoffen ausgesetzt sind, müssen auslösende Faktoren und die Art der allergischen Reaktion klar diagnostiziert werden.
Grundsätzlich stehen hierfür verschiedene Instrumente zur Verfügung. Bekannt sind Hauttests. Hier wird das potenzielle Allergen auf die angeritzte Haut aufgebracht und nach einem festgelegten Zeitraum die Reaktion beobachtet (Pricktest). In Frage kommen auch Intrakutan- und Reibetests. Ebenfalls in verschiedenen Zusammenhängen aufgegriffen werden kann die Idee des Provokationstests. Als Allergiker werden Sie dem verdächtigen Allergen ausgesetzt und die Reaktion beobachtet. Je nach Schwere und Ausprägung ist dieses Testverfahren nicht ganz ungefährlich, sollte daher nur unter Aufsicht in Erwägung gezogen werden.
Neben Haut- und anderen Provokationstests hat die moderne Medizin auch die Möglichkeit, anhand von Blutproben Aussagen zu treffen. IgE-Antikörpertests können in ihrer Gesamtheit Rückschlüsse (durch einen erhöhten Gesamt-IgE-Spiegel) auf vorhandene Allergien zulassen. Eine spezielle IgE-Antikörperbestimmung erlaubt darüber hinaus eine genauere Differenzierung in Bezug auf die auslösenden Allergengruppen. Eingesetzt werden kann dieser Bluttest unter anderem bei unklarer Diagnosestellung bzw. bestimmten Patientengruppen (z. B. Kindern).
Behandlung von Allergien
Grundsätzlich ist eine Heilung im eigentlichen Sinn bei einer Allergie nicht möglich. Allerdings liegen Therapieansätze – beispielsweise bei Typ-I-Reaktionen – vor, die eine Gewöhnung des Immunsystems an das Antigen zur Grundlage haben (Hyposensibilisierung). Darüber hinaus kann eine Behandlung nur durch die Vermeidung der Sensibilisierung oder Vermeidungsstrategien erfolgen. Kommt es dennoch zu allergischen Reaktionen, müssen im Akutfall die Symptome – also die Immunantwort – medikamentös behandelt werden. Eine ärztliche Betreuung sollte aber in jedem Fall in Erwägung gezogen werden – um einen Etagenwechsel durch geeignete Behandlungsmaßnahmen zu verhindern bzw. zu verzögern.