Jüngsten Statistiken zu Folge hat sich die Anzahl von Jugendlichen, die wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert wurden, seit 2002 nahezu verdoppelt. Doch auch unter Erwachsenen verzeichnen Fälle, in denen Alkohol zu einer Vergiftung führte, einen drastischen Anstieg. Wie bei Drogen werden als Gründe für den exzessiven Genuss des Rauschmittels häufig Leistungsdruck, Gruppenzwang, Stress und seelische Probleme genannt. Doch was geschieht bei einer Alkoholvergiftung eigentlich im Körper, wie sehen geeignete Therapie- und Präventionsmaßnahmen aus und kann man Symptome einer angehenden Vergiftung rechtzeitig erkennen? Antworten auf diese Fragen wollen wir Ihnen im nachstehenden Beitrag beantworten.
Wie entsteht eine Alkoholvergiftung?
Eine Alkoholvergiftung (Alkoholintoxikation) liegt grundsätzlich immer dann vor, wenn sich größere Konzentrationen von Alkohol bzw. Ethanol im Blut befinden. Was viele als exzessiven Rausch abtun, kann dabei mitunter bedenkliche Konsequenzen für die Gesundheit haben, denn Ethanol ist nicht nur ein Rauschmittel, sondern zudem auch ein Leber- und Nervengift. In hohen Dosen ruft es ernstzunehmende Schäden hervor, deren Folgen von Körperfunktionsstörungen bis hin zu vollständigem wie lebensgefährlichem Funktionsversagen einzelner Organe reichen. Einteilen lässt sich die Alkoholintoxikation diesbezüglich wie folgt:
- akute Alkoholvergiftung
die Vergiftung tritt nach einmaligem Alkoholkonsum auf - chronische Alkoholvergiftung
die Vergiftung tritt wiederholt und als Bestandteil einer Alkoholkrankheit auf
Da die individuelle Alkoholtoleranz von Mensch zu Mensch verschieden und bisweilen auch von Körpergewicht, Körpergröße und allgemeinem Gesundheitszustand einer Person abhängig ist, tritt eine Vergiftung durch Alkohol im Blut nicht immer zur selben Zeit ein. Zur Ermittlung des tatsächlichen Schweregrads einer Alkoholintoxikation dient deshalb die sogenannte Blutalkoholkonzentration (BAK). Dahinter verbirgt sich ein medizinisches Maß, das die Menge von Alkohol im Blut in Gramm pro Kilogramm Körpergewicht wiedergibt. Bekannter ist die BAK jedoch unter der Werteinheit Promille, wird der Begriff doch standardmäßig bei Alkoholtests verwendet.
Welche Symptome verursacht eine Alkoholvergiftung?
Große Mengen von Alkohol im Blut beeinträchtigen in erster Linie die Gehirnfunktion. Damit einher gehen natürlich auch entsprechende kognitive, motorische und sensorische Funktionsstörungen, die vom Gehirn gesteuert werden. Anhand des Promillewertes lassen sich die Symptome einer Alkoholvergiftung grob in vier Stadien einteilen:
1. Stadium – Exzitation:
Die Exzitation beschreibt in der Medizin eine übernatürlich hohe, physiologische Erregung, die unter anderem das Nervensystem, sowie die Wahrnehmung betreffen kann. Sie tritt im Falle einer Alkoholvergiftung meist bei einer Blutalkoholkonzentration zwischen 0,2 und 2 Promille ein und weist folgende Symptome auf:
- enthemmtes Verhalten
- Gleichgewichtsstörungen
- leicht undeutliche Aussprache
- Redseligkeit
- reduzierte Schmerzwahrnehmung
- Rötung der Augen
- verlangsamte Reaktionsfähigkeit
2. Stadium – Hypnose:
Hypnose beschreibt bei einer Alkoholvergiftung einen tiefenentspannten bis tranceartigen Wachzustand. Er beginnt ab einer Blutalkoholkonzentration zwischen 2 und 2,5 Promille und weist meist eines oder mehrere der nachstehenden Symptome auf:
- Amnesie
- Koordinations-, Seh- und Sprachstörungen
- Muskelschlaffheit und Lähmungen
- provokatives bis aggressives Verhalten
- Übelkeit und Erbrechen
- verengte Pupillen
3. Stadium – Narkose:
Im dritten Stadium einer Alkoholvergiftung kommt es zur Narkose und somit zu einem Komplettverlust des Bewusstseins. Er kann ab einer Blutalkoholkonzentration von 2,5 Promille beginnen, wobei entsprechende Symptome gelegentlich auch erst 4 Promille verzeichnet werden. Zu ihnen zählen:
- Bewusstlosigkeit
- erweiterte Pupillen
- Schockzustand
4. Stadium – Asphyxie:
Das tödlichste aller Stadien bei Alkoholintoxikation ist die Asphyxie. Sie ist ab einer Blutalkoholkonzentration von 4 Promille möglich und zeichnet sich durch schwerwiegende Herz-Kreislauf-Störungen aus, welche sich durch folgende Symptome äußern:
- Hypothermie
- Koma
- Kreislaufversagen bis hin zum Tod
- stark erweiterte und reaktionslose Pupillen
- unregelmäßige Atmung bis hin zum Atemstillstand und Tod
Zusätzlich zu den stadienabhängigen Symptomen können bei einer Alkoholvergiftung Symptome wie Schweißattacken, Zittern, Verwirrtheit und eine verminderte Körpertemperatur auftreten. Darüber hinaus führen chronische Alkoholintoxikationen erfahrungsgemäß zu Leber- und Hirnschäden, erhöhen das Herzinfarktrisiko und begünstigen das Entstehen von arteriellen, neurologischen, sowie psychischen Erkrankungen.
Behandlung bei Vergiftungen durch Alkohol
Verhindert werden muss bei einer schweren Alkoholvergiftung zunächst einmal ein drohender Kreislaufzusammenbruch. Für eine angemessene Therapie bedeutet dies den Erhalt der Vitalfunktionen, ggf. unter Zuhilfenahme künstlicher Beatmungsgeräte. Daneben sind Glukoseinfusionen in Betracht zu ziehen, um eventuelle Schockzustände des Patienten zu behandeln.
Da Alkohol sich nicht aus dem Blut entfernen und auch nicht durch Gegengifte neutralisieren lässt, dauert eine akute Behandlung für gewöhnlich bis zur vollständigen Ausnüchterung, also dem kompletten Abbau des konsumierten Ethanols. Während dieser Zeit kann ein alkoholisierter Körper Selbstschutzreflexe wie Erbrechen zeigen oder mit Entzugserscheinungen wie Schüttelfrost reagieren. Um ein Ersticken des Patienten zu vermeiden, muss hier möglicherweise Erbrochenes abgesaugt oder der gesamte Mageninhalt ausgepumpt werden. Letzteres kann bei lebensgefährlichen Vergiftungen auch die Ausnüchterung beschleunigen.
Alkoholvergiftung – Wann zum Arzt?
Ein leichter Rausch um die 0,2 Promille ist meist noch kein Grund zur Panik. Bei intensivem Alkoholkonsum und Alkoholkonzentrationen von 2 Promille im Blut ist jedoch Vorsicht geboten. Nicht nur, dass hier ein lebensbedrohlicher Kreislaufzusammenbruch befürchtet werden muss, daneben deuten exzessive Besäufnisse auch meist auf seelische Probleme, sowie eine chronische Alkoholsucht hin. Rufen Sie deshalb sofort einen Notarzt, wenn…
…eine Person nach regem Alkoholkonsum kaum ansprechbar ist.
…der Vergiftete das Bewusstsein verliert.
…die Atmung des Vergifteten schwach oder instabil erscheint.
…die Pupillen des Betroffenen stark erweitert sind und nicht mehr auf Reize reagieren.
…kognitive, sensorische und motorische Defizite des Betroffenen bedenklich sind.
…die Alkoholvergiftung starke Schweißattacken hervorruft.
…der Betroffene sehr verwirrt wirkt oder stark zittert.
…Sie selbst nach Alkoholkonsum ähnliche Symptome zeigen.
…nach einmaligem oder wiederholtem Erbrechen keine Besserung des Zustands eintritt.
Prävention und Erste Hilfe bei Alkoholvergiftung
- Sollten Sie an einer Person im näheren Umfeld eine schwere Alkoholvergiftung vermuten, ist zu aller erst der Notarzt unter der Nummer 112 zu informieren. Bis zu dessen Eintreffen ist es ratsam, den Betroffenen mit allen Mitteln bei Bewusstsein zu halten.
- Ist der Vergiftete bereits bewusstlos und sein Puls nicht oder nur schwach fühlbar, könnten Wiederbelebungsmaßnahmen erforderlich werden. Verfrachten Sie den Betroffenen zudem in eine stabile Seitenlage, damit er, sofern sich Schutzreflexe in Form von Erbrechen zeigen, nicht an seinem eigenen Erbrochenen erstickt.
- Gegen rapide sinkende Körpertemperaturen bei einer Alkoholvergiftung helfen warme Decken, das Aufdrehen der Heizung oder ein heißes Getränk (natürlich ohne Alkohol). Auch wenn diese Maßnahmen banal erscheinen, können sie gelegentlich doch Leben retten.
- Vorbeugen lässt sich einer Alkoholvergiftung auf mannigfaltige Weise. Das beste Mittel ist natürlich, es mit dem Alkoholkonsum nicht zu übertreiben. Versuchen Sie darum beim Genuss von Alkohol, Ihre persönlichen Grenzen nicht zu überschreiten. Darüber hinaus dürfen Sie nicht vergessen, dass ein dauerhafter Alkoholgenuss wie der anhaltende Konsum von Drogen zu Rauschmittelabhängigkeiten führt.
- Sollte ein Rausch doch einmal drohen auszuarten, kann ein starker Kaffee die Vergiftung möglicherweise dämpfen. Auch wird empfohlen, vor dem Genuss von Alkohol Lorbeerblätter zu zerkauen. Ob diese Präventivmaßnahmen tatsächlich helfen, ist jedoch nicht erwiesen.
- Sicherer als die genannten ‚Hausmittelchen‘ ist es, Alkohol nur gut verdünnt zu sich zu nehmen. Trinken Sie daher zu jedem alkoholischen Getränk ein Glas Wasser oder Schorle. Ferner helfen kleine Häppchen zwischendurch, die Wirkung von Ethanol abzuschwächen.
- Im Falle einer chronischen Alkoholvergiftung, oder wenn akute Intoxikationen durch Alkohol sich häufen, ist über eine Suchthilfe nachzudenken! Denn ob nun der regelmäßige Konsum von alkoholischen Getränken oder Drogen – hier spielen meist seelische Faktoren eine Rolle, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfen.
Fazit
Sei es nun aufgrund von Alltagsstress, Erfolgsdruck oder seelischen Nöten – bedenkliche Rauschzustände nehmen in unserer modernen Gesellschaft bei Jung und Alt gleichermaßen zu. Die Konsequenzen eines allzu routinierten Frusttrinkens werden dabei häufig unterschätzt. Zwar gibt es zuverlässige Behandlungsmöglichkeiten, um Patienten eine Alkoholvergiftung gut überstehen zu lassen, doch auf Dauer kann der unverhältnismäßige Alkoholkonsum zu schwerwiegenden und nachhaltigen Schäden an Organen und Gehirnfunktionen führen. Trinken Sie Alkohol deshalb stets in Maßen und nutzen Sie ihn keinesfalls, um private Konflikte zu kompensieren. Ansonsten könnte eine Alkoholvergiftung auf lange Sicht gesundheitliche, wenn nicht sogar tödliche Folgen haben.