Ein ständiges Pfeifen, Brummen oder Rauschen zu hören, ist in den meisten Fällen auf Dauer belastend. Es wundert daher nicht, dass viele Tinnitus-Patienten zahlreiche Therapien ausprobieren und dafür unter Umständen viel Geld ausgeben. Eine naturheilkundliche Therapie, die bei den Ohrgeräuschen oft empfohlen wird, ist die Akupunktur. Doch kann sie etwas bewirken?
Behandlung der Ohrgeräusche
Spricht man von einem Tinnitus, hört der Betroffene dauerhaft ein Geräusch, das objektiv jedoch nicht nachzuweisen ist. Häufig ist es ein Symptom einer Erkrankung wie Entzündungen im Außen- und Mittelohr oder einem Knalltrauma, es kann jedoch auch scheinbar ohne Grund auftreten. Schulmedizinisch wird nach der Abklärung verschiedener Krankheiten mit Kortison, lokalen Betäubungsmitteln, durchblutungsfördernden Stoffe, Vitaminen oder Mineralstoffen therapiert, allerdings gibt es für diese Methoden keinen Nachweis einer konkreten Wirkung. Häufig kommt es innerhalb der ersten sechs Monate nach Auftreten des Tinnitus zu einer Heilung, wobei man jedoch nicht wissenschaftlich belegen kann, wodurch diese ausgelöst wurde. Je länger man jedoch betroffen ist, desto geringer ist die Chance, dass die Ohrgeräusche wieder verschwinden.
Lebensenergie zum Fließen bringen
Hatte die schulmedizinische Behandlung keinen Erfolg, wird häufig in der Naturheilkunde Hilfe gesucht. Die Akupunktur ist mittlerweile bei der Behandlung von Migräne und Arthroseschmerzen im Knie anerkannt und die Behandlungskosten werden von den Krankenkassen in diesen Fällen übernommen; eine generelle Wirkung ist also nachgewiesen. Als Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) geht dieses Verfahren davon aus, dass der gesamte Körper von Bahnen durchzogen ist, in denen die Lebensenergie fließt; man spricht von den Meridianen. Das Gleichgewicht von Ying und Yang als Gegensätze ist dabei sehr wichtig. Kommt es zu Störungen im Fluss der Energie, kann sich dies in den unterschiedlichsten Symptomen äußern – unter anderem in einem Tinnitus.
Um das Gleichgewicht und den Fluss der Lebensenergie wieder herzustellen und so die Ohrgeräusche positiv zu beeinflussen, wird der Arzt oder Heilpraktiker in einem ausführlichen Gespräch wichtige Punkte erfragen. Ist er in TCM geschult, kommen außerdem die Betrachtung der Zunge und des Pulses hinzu. Er wählt dann Akupunkturpunkte aus, mit deren Reizung durch feine Nadeln die Lebensenergie wieder ins Gleichgewicht kommen soll. Einige Therapeuten wenden die Elektroakupunktur an, bei der leichter Strom durch die Nadeln geleitet wird. Nach Vorstellung der TCM sind bei einem Tinnitus häufig die Leber und Niere beteiligt, die wieder ins Lot gebracht werden müssen. Die Organe haben im chinesischen System jedoch eine andere Bedeutung, sodass Sie sich nicht Sorgen müssen, dass Sie nach westlichem Verständnis unter einem schwachen Herzen leiden.
Kaum Schmerzen durch Nadeln
Sie brauchen keine Angst zu haben, dass das Setzen der Akupunkturnadeln Ihnen große Schmerzen bereiten wird; die Nadeln sind äußerst fein, sodass sie von vielen Patienten lediglich als ein kleiner Stich empfunden wird. Sind Sie sehr schmerzempfindlich oder haben große Angst, kann der Laser eine gute Alternative sein.
Mit einer einzigen Behandlung ist es meistens nicht getan, viele Therapeuten planen mindestens zehn Sitzungen ein, die jeweils ungefähr eine halbe Stunde dauert. Zusätzlich zur Akupunktur wird Ihnen Ihr Therapeut je nach Ausbildung Kräuterrezepturen für Tees und Ernährungsempfehlungen mitgeben. Sind Sie gesetzlich versichert, müssen Sie sich darauf einstellen, dass Sie die Kosten für die Behandlung selbst tragen. Private Krankenversicherungen sind im Allgemeinen kulanter, wobei es natürlich immer auf den Tarif ankommt.
Vergleichende Studie zur Tinnitus-Behandlung
Da die Kosten für eine Behandlungsreihe mit einigen hundert Euro für viele Menschen relativ hoch sind, fragt man sich, ob sich die Investition lohnt und ein Erfolg zu erwarten ist. Leider gibt es für die Behandlung von Tinnitus mit Akupunktur nur sehr wenige zuverlässige Studien, sodass die Datenlage knapp ist. 2010 veröffentlichte die Aalborg Universität in Dänemark allerdings eine Studie, bei der die Wirkung von herkömmlicher Akupunktur mit Elektroakupunktur verglichen wurde.
An dieser Studie nahmen 50 Tinnituspatienten teil, die in drei Gruppen aufgeteilt wurde: Eine manuelle Akupunkturgruppe (MA), eine elektronische Akupunkturgruppe (EA) und eine Placebogruppe (P). Die Intensität der Ohrgeräusche wurde jeweils zu Beginn der Studie, nach sechs Behandlungen und einen Monat nach Beendigung der Behandlung gemessen. In jeder Behandlung wurden zwischen acht und zehn Akupunkturnadeln gesetzt.
Frequenz und Lautstärke nahmen bei der EA-Gruppe ab, vergleicht man den Tinnitus vor der Studie mit den Parametern einen Monat nach Behandlungsende. Sowohl die EA- als auch die MA-Gruppe stellten fest, dass sich ihre Lebensqualität verbesserte. Allerdings gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Gruppen. Die Probanden zeigten sich insgesamt den Ergebnissen der Behandlung sehr zufrieden, wobei die EA-Gruppe am besten abschnitt. Die Forscher zogen aus ihrer Studie das Resultat, dass es kaum einen Unterschied macht, ob man seinen Tinnitus mit herkömmlicher Akupunktur oder mittels Elektroapupunktur behandelt. Eine Wirkung der Akupunktur wurde von den Teilnehmern in jedem Fall bescheinigt. Hier noch einmal die wichtigsten Fakten:
- Akupunkturnadeln verursachen kaum Schmerzen
- Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen
- Ca. 10 Sitzungen sind fast immer zu absolvieren
- Laut Studie der Universität Aalborg spürten die Teilnehmer eine positive Wirkung der Akkupunktur bei Tinnitus (nicht signifikant)
Sollten Sie also an einem Tinnitus leiden und bereits viele Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sein, ist es zumindest interessant, sich einmal genauer mit einem Arzt über die Akupunktur zu unterhalten. Vielleicht erbringt sie im Einzelfall genau die gewünschte Wirkung. Ein genauer wissenschaftlicher Nachweis existiert jedoch nicht.