Tuberkulose – verursacht durch Mykobakterien – ist hierzulande aus der Wahrnehmung und den Köpfen der Bevölkerung verschwunden. Trotzdem arbeitet die moderne Medizin fieberhaft an neuen Arzneimitteln, mit denen sich die Infektionskrankheit behandeln lässt. Denn immer noch sterben weltweit mehr als 1,3 Millionen Menschen an Tuberkulose – bei 8,6 Millionen Erkrankungen (Quelle: Global Tuberculosis Report 2013 der WHO). Dabei sind es vor allem Erregerstämme unter den Mykobakterien, die der Medizin Sorge bereiten. Resistent gegen gängige Antibiotika, entwickeln sich diese Tuberkulose-Erreger zu einem ernsthaften Problem.
Einer internationalen Forschergruppe aus den USA, der Schweiz und Spanien ist es jetzt gelungen, eine neue Waffe gegen die Erreger zu entwickeln, die sich gezielt auch bei einer durch resistente Keime verursachten Tuberkulose einsetzen lässt. Der Clou: Die Forscher haben einen vorhandenen Wirkstoff modifiziert.
Aus alt mach neu
Dabei diente den Wissenschaftlern das im klinischen Kontext eigentlich nur beschränkt einsatzfähige Antibiotikum Spectinomycin als Basis. Durch gezielte Veränderungen in der Molekülstruktur hat das Team aus dem Antibiotikum einen Wirkstoff mit völlig neuem Wirkungsmechanismus werden lassen. Wie Spectinomycin greift der Wirkstoff zwar auch den Ribosomen der Bakterien an und hemmt damit deren Proteinsynthese.
Durch die Kopplung an eine – im Vergleich zum Ausgangswirkstoff – andere Untereinheit zeigten sich die Spectinamide auch gegen mutierte Bakterienstämme wirksam. Gleichzeitig schafften es die Forscher, eine Art Tarnkappe in den Wirkstoff zu integrieren. Diese verhindert, dass die Efflux-Pumpe (hierbei handelt es sich um einen Transportmechanismus, der medizinisch wirksame Stoffe aus den Erregerzellen entfernt) den Wirkstoff erkennt und einen wirksamen Einsatz verhindert.
Der neue Wirkstoff könnte ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung sein. Denn gerade die gegen mehrere Antibiotika resistenten Tuberkulosekeime sind auf lange Sicht ein gravierendes Problem – und machen umfassende Forschungen nötig.