Bereits seit einigen Jahren verkaufen Lebensversicherer ältere Verträge, von denen sie sich wirtschaftlich nicht mehr viel versprechen, an andere Gesellschaften. Diese Vorgehensweise ist für die Versicherungskonzerne ein häufig sehr lohnendes Geschäft, für viele Kunden dagegen häufig mit Ärgernis verbunden. Laut Berichten des „Handelsblatt“ dürften diese Verkäufe in Zukunft noch weiter zunehmen.
Die deutsche Tochter der französischen Axa-Versicherung soll etwa rund 900.000 Policen der ehemaligen DBV-Winterthur an die Abwicklungsgesellschaft Athora verkaufen. Ebenfalls soll die deutsche Tochter der Zurich etwa 720.000 Altverträge an Viridum verkaufen wollen. Seit im Jahr 2008 die Leitzinsen der EZB sinken, sind die Versicherer durch die hoch verzinsten Altverträge stark belastet. Daher werden diese oftmals für sehr niedrige Preise an andere Gesellschaften verkauft, um diese Altlasten loszuwerden.
Kunden ärgern sich
Für Versicherungsnehmer:innen bedeutet dieser Verkauf, dass diese häufig plötzlich bei einem unbekannten Unternehmen versichert sind. Hierbei kommt es vorwiegend beim Übertrag des Bestandes nicht selten zu Komplikationen, weil die Daten der alten IT-Systeme von Großversicherern in modernere übertragen werden müssen. Viele Verbraucherschutzagenturen schlagen bezüglich dieses Trends Alarm. Obwohl die Bafin darauf achten muss, dass Kunden nach einem Wechsel nicht schlechter gestellt werden, sei die Finanzkraft der Abwickler oft nur schwer zu beurteilen, so die Verbraucherschützer:innen.
Laut Branchenvertretern denken aktuell rund 80 Prozent der Lebensversicherer in Deutschland über gleiche Schritte nach. Ein Vorteil für Kunden: Nach aktuellem Stand ist es sehr unwahrscheinlich, nach Fälligkeit des Vertrages überhaupt kein Geld aus der Police zu erhalten.