Sicher kennen Sie Fernsehbilder aus den USA, in denen neben unzähligen Fast-Food-Ketten auch eine große Zahl von Übergewichtigen zu sehen ist. Leider werden auch in Europa und Deutschland Übergewicht und Fettleibigkeit zu einem wachsenden Problem. So hat das Statistische Bundesamt für 1999 einen Anteil von 48 Prozent Übergewichtigen an der Gesamtbevölkerung ermittelt.
Bis 2013 hatte sich deren Anteil erhöht – auf 52 Prozent. Damit ist mehr als die Hälfte der Deutschen zu dick. Besonders stark haben die Männer zugelegt. Von 56 Prozent (1999) erhöhte sich der Anteil in dieser Geschlechtergruppe auf 62 Prozent. Nehmen bei Ihnen – gerade um die Weihnachtszeit – auch die Pfunde zu? Dann gehören Sie vielleicht auch zu jenen Verbrauchern, die schon mehr als eine Diät ausprobiert haben. Könnte das Abnehmen mit Gewürzen besser klappen?
Welche Gewürze fördern angeblich die Gewichtsabnahme?
Gewürze sind für viele Haushalte in erster Linie Aromenlieferanten. Curry, Muskatnuss oder Chili verleihen Gerichten erst so richtig Schwung. Nach wie vor unterschätzt wird die Wirkung der Gewürze, die sie auf unsere Gesundheit haben. In den letzten Jahren entdecken wieder mehr und mehr Profis in der Gastronomie, was sich mit den richtigen Gewürzen alles erreichen lässt. Warum sollte dieser Trend vor Ihrer Küche haltmachen?
Nehmen wir als Beispiel Kurkuma. In erster Linie ist Curcuma longa – auch als Gelber Ingwer bezeichnet – Ihnen wahrscheinlich aus diversen Currymischungen bekannt. Hier verleiht es der Würzmischung eine intensive Gelbfärbung. Das asiatische Gewächs kann aber noch deutlich mehr.
Bereits seit Jahrtausenden in der asiatischen Medizin bekannt ist die entzündungshemmende Wirkung und die Tatsache, dass Kurkuma die Wundheilung verbessert. Neue Untersuchungen belegen aber auch eine positive Wirkung auf den Stoffwechsel. So reduziert das im Kurkuma enthaltene Curcumin (der eigentliche Farbstoff) die Blutfettwerte. Gleichzeitig deuten Untersuchungen an, dass die positiven Auswirkungen auf den Stoffwechsel Kurkuma zum Hilfsmittel für alle machen, die Abnehmen wollen. Welche Gewürze haben ähnliche Wirkung?
- Zimt: Die Rinde des Zimtbaums hat besonders um die Weihnachtszeit Hochkonjunktur. Aber auch an den anderen Tagen im Jahr dürfen Sie das Gewürz ruhig häufiger einsetzen. Denn auch Zimt werden positive Auswirkungen auf den Blutzucker und die Blutfettwerte.
- Gewürznelken: Die Blütenknospen von Syzygium aromaticum sind in Deutschland als Gewürz bekannt. Das darin enthaltene Eugenol findet aber – aufgrund der antiseptischen Wirkung – auch in der Medizin Anwendung. Würzen Sie Speisen mit Nelken, hat dies positive Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt.
- Kümmel: Als fast schon heimisches Gewürz wird die Wirkung des Kümmels gern unterschätzt. Dabei ist er reich an Ölen und sekundären Pflanzenstoffen, die Ihre Verdauung positiv beeinflussen. Blähungen und Krämpfen lässt sich mit dem Kümmel ganz hervorragend entgegenwirken.
- Ingwer: Die Wurzel von Zingiber officinale ist inzwischen in vielen Supermärkten zu finden und wird nicht nur frisch gegessen. Getrocknet und als Gewürz für Pfefferkuchen ist die Pflanze bekannt. Daneben hat sie aber auch positive Wirkung auf den Verdauungstrakt, da Magen und Galle beim Verzehr durch die verschiedenen Inhaltsstoffe angeregt werden.
- Rosmarin: Das Gewürz ist in der Küche und beim Grillen beliebt. Durch seine Inhaltsstoffe ist es nicht direkt ein Kandidat zum Abnehmen, regt aber Magen und Darm an, was sich letztlich auch positiv auf den Stoffwechsel auswirkt.
- Chili: Der Scharfmacher wird heute gern für Wettbewerbe benutzt. Das in den Früchten enthaltene Capsaicin sorgt aber nicht nur für das sprichwörtliche Feuer auf der Zunge. In einer Untersuchung haben asiatische Wissenschaftler erste Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr des scharfen Gewürzes und positiven Aspekten auf den Körperfettanteil gefunden.
Gewürz | Inhaltsstoffe (u. a.) | Wirkung |
---|---|---|
Zimt | Zimtaldehyd, Eugenol, Cumarin | Blutzucker, Blutfettwerte |
Gewürznelken | Eugenol, Oleanolsäure usw. | antibakteriell, entzündungshemmend, antioxidativ |
Kümmel | Carvon, Limonen | Verdauungsfördernd, gegen Blähungen und Krämpfe |
Ingwer | u. a. Borneol, Cineol, Gingerol | antioxidative, anregend auf den Darm entzündungshemmende |
Rosmarin | Flavonoide, Terpene | anregend auf den Darm, kreislaufanregend, gegen Blähungen |
Chili | Flavonoide, Capsaicin, Carotine | Neuralgien, Migräne, Reduktion Körperfett |
Gibt es Studien zu Gewürzen und ihren Diät-Wirkungen?
Über einen langen Zeitraum waren die Wirkungen der Gewürze in erster Linie der traditionellen Medizin bekannt. In der jüngeren Vergangenheit interessiert sich aber mehr und mehr auch die Schulmedizin für Gewürze. Hintergrund: Durch chemische Analysen gelingen vermehrt Nachweise zu den verschiedenen Inhaltsstoffen. Und diverse Tests zeigen, dass deren Wirkung durchaus ernst zu nehmen ist. Existieren Studien, welche den positiven Einfluss der Gewürze belegen?
Prinzipiell muss die Antwort lauten: Ja! Allerdings gilt dies allgemein für alle Gewürze und ohne Rücksicht auf konkrete Fragestellungen. Explizit mit der Wirkung von Gewürzen hat sich beispielsweise eine Untersuchung von Peter G. Bradford beschäftigt (siehe Bradford, P. G. (2013), Curcumin and obesity. BioFactors, 39: 78–87. doi: 10.1002/biof.1074), die erste Hinweise auf dessen Wirkung bei Fettleibigkeit lieferte.
Aber auch andere Autoren beschäftigen sich mit den positiven Aspekten der Gewürze im Hinblick auf unseren Stoffwechsel – etwa im Zusammenhang mit Zimt (siehe A. Khan et al. (2003). Diabetes Care 26:3215-3218). Die Beachtung, mit der Wissenschaft und Medizin inzwischen den Gewürzen entgegentreten, steht allerdings erst am Anfang.
Welche gesundheitsfördernden Effekte haben Gewürze noch?
Gewürze helfen nicht nur unserer Verdauung auf die Sprünge – indem der Fettstoffwechsel verbessert wird – oder die Blutfettwerte sinken. Tauchen Sie etwas tiefer in die Wirkung der verschiedenen Gewürzpflanzen ein, bietet sich schnell ein interessantes Bild. Viele Gewürze wirken auf ganz unterschiedliche Weise positiv.
Neben Stoffwechsel fördernden Eigenschaften sind Gewürze unter anderem:
- antiseptisch
- entzündungshemmend
- antimikrobiell
- antifungal
- schmerzstillend.
Diese breite Palette ganz unterschiedlicher Wirkungen macht Gewürze – auch aus Sicht der Schulmedizin so interessant. Und sorgt dafür, dass in Zukunft die Zahl der Studien und Forschungsarbeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit zunehmen wird.
Für Sie als Verbraucher ist die Mehrfachwirkung einzelner Gewürze auf jeden Fall positiv, da oft wenige Gramm täglich ausreichen, um die angenehme Wirkung der Gewürze zu entfalten.
Welche Gewürze sind bei hoher Dosierung eher gefährlich?
Mit Gewürzen allein werden Sie zwar nicht abnehmen. Allerdings können Sie damit dem Gewichtsverlust auf die Sprünge helfen. Einen Fehler sollte man in diesem Zusammenhang allerdings vermeiden: Viel hilft viel. Dieses Credo erweist sich in vielen Alltagsbereichen als falsch – so auch beim Thema gesund bleiben dank Gewürzen.
Der Grund ist relativ simpel. Verschieden Pflanzenstoffe sind auch bei einer sehr hohen Dosierung noch unbedenklich und stellen keinerlei gesundheitliches Risiko dar. Bei einigen Inhaltsstoffen der Gewürze sieht die Situation anders aus. Welche Beispiele gibt es hierfür?
Eines dieser Beispiele für eine schädliche Wirkung ist das in Gewürznelken enthaltene Eugenol. Letzteres hat zwar viele positive Eigenschaften, wie den antibakteriellen Aspekt. Gerade in der „Hausapotheke“ sollten Sie die Tatsache, dass Eugenol in höheren Dosen zytotoxisch und gentoxisch wirken kann, nicht unterschätzen. Gerade im Zusammenhang mit einer oralen Aufnahme bzw. der Selbstmedikation ergibt sich eine hautreizende bzw. allergene Wirkung, die sogar zu einer Vergiftung führen kann.
Gewürze, deren Anwendung bei höheren Dosen gefährlich werden kann, sind unter anderem:
- Gewürznelken
- Kümmel (hautreizend)
- Rosmarin oder
- Chili.
Fazit: Mit Gewürzen einfach gesund bleiben
Ganz einfach abnehmen, ohne sich anstrengen zu müssen – wenn mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter Übergewicht leidet, ist dieser Wunsch nachvollziehbar. Die Entdeckungen der Chemie und Medizin im Hinblick auf die Wirksamkeit der Gewürze lässt sie als Fettkiller erscheinen. Allerdings dürfen Sie deren Wirkung nicht unterschätzen. Selbst Kurkuma erzielt allein sicher nicht das gewünschte Ergebnis – wenn Sie nichts an den Lebensumständen ändern.
Zu wenig Bewegung und energiereiche Kost sind zwei Faktoren, die häufig zu Gewichtsproblemen führen. Nur wenn Sie es schaffen, daran etwas zu ändern und eine negative Energiebilanz auf die Beine stellen, können Sie mit Unterstützung durch die verschiedenen Gewürze rechnen. Dennoch – oder gerade deswegen – lohnt sich der Griff zu den unterschiedlichen Gewürzen. Denn es hat niemand behauptet, dass es während einer Diät und dem Abnehmprogramm nicht schmecken darf.