Nach wie vor zweifeln viele Menschen an der Existenz der weiblichen Prostata. Eine nachvollziehbare Haltung, ist sie doch nur bei jeder zweiten Frau tatsächlich ausgeprägt.
Ob und wenn ja, wie stark die Paraurethraldrüsen der Frau im Einzelnen ausgebildet werden, ist eine Frage der dem Embryo im Mutterleib zur Verfügung stehenden Testosteronmenge. Entsprechend dieser entfalten sich Größe und Anzahl der Drüsengänge der weiblichen Prostata. Sie ordnet sich außerhalb der Harnröhre nahe dem Ausgang der Vagina an.
Durch die unklare Definition der weiblichen Vorsteherdrüse kursieren entsprechend ihrer Funktion unterschiedliche Gerüchte. Nur wenige dieser Spekulationen wurden bisher wissenschaftlich geprüft, 4 davon erklären wir hier.
Mythos 1:
Frauen sind nicht in der Lage zu ejakulieren. Das vermeintliche Ejakulat besteht in Wahrheit aus Urin und basiert auf einer Form der Belastungsinkontinenz.
Pornografische Medien spielen vermehrt mit Darstellungen ausgiebiger weiblicher Ejakulationen. Entsprechende Inszenierungen werden mitunter so weit übertrieben, dass es die Mehrheit der Betrachter vorzieht, nicht wirklich an ein reales „Squirting“ zu glauben. Die entsprechende Sekretabsonderung ist jedoch tatsächlich möglich.
Frauen erleben sie häufig bei der Stimulation durch diverses Sexspielzeug und eher seltener durch einfache Penetration. Der Grund liegt in der Lokalisation der Paraurethraldrüsen. Um diese zu aktivieren, bedarf es einer intensiven Anregung des G-Punktes.
Das entstehende Sekret tritt schließlich sprunghaft über die Harnröhre aus. Die Menge dieses Sekretes variiert stark. Es handelt sich jedoch nachweislich um Prostatoa-spezifisches Antigen, wie es auch den männlichen Samenerguss begleitet. Der Moment des Ausstoßes muss dabei nicht zwangsläufig mit dem Orgasmus zusammenfallen.
Bild: Der weibliche Intimbereich Bildquelle: Andreas 160578 auf Pixabay
Mythos 2:
Die weibliche Prostata lässt sich ähnlich anal stimulieren wie die des Mannes.
Die weibliche Prostata wird über den G-Punkt reizen. Das geriffelte Gewebe lässt sich leicht ertasten, in dem man mit dem Finger im vorderen Bereich der Vulva in Richtung Schambein drückt. Die Stimulation erfolgt im Inneren der Vagina in Richtung Bauchdecke. Eine direkte Stimulation über den Analbereich ist damit eher unwahrscheinlich. Denkbar ist in diesem Zusammenhang ein klitoraler Orgasmus durch die Erregung der geschwollenen Klitorisschenkel, wenn diese sekundär in die Bewegung miteinbezogen werden.
Die männliche Prostata wird hingegen beim Analverkehr optimal erreicht. Sie liegt als kastaniengroße Verdickung ungefähr 7 cm tief hinter dem Anus. Dadurch sind beim Mann anal Vibratoren sehr effektiv einsetzbar. Eine Prostatamassage ist jedoch auch hier nicht generell ein Orgasmusgarant.
Mythos 3:
Frauen können keinen Prostatakrebs bekommen.
Prostatakrebs ist eine der häufigsten bösartigen Tumorerkrankung beim Mann. Bei Frauen ist ein derartiges Karzinom nicht unmöglich, tritt jedoch verhältnismäßig selten auf. Die umgangssprachliche Negierung dieser Möglichkeit wird wohl zu weiten Teilen auf der Unbekanntheit der weiblichen Prostata generell zurückzuführen sein.
Mythos 4:
Kommt eine Frau feucht, hat sie einen extrem starken Orgasmus erlebt
Wie erwähnt tritt die weibliche Ejakulation unabhängig vom Orgasmus auf. Es ist also möglich, dass gewisse Sekretmengen ausgestoßen werden, die Frau im Anschluss daran aber nicht kommt.
Der weibliche Orgasmus ist zu großen Teilen Kopfsache. Eine weibliche Ejakulation ähnelt Anfangs dem eher bekannten Harndranggefühl. Das kann dazu führen, dass die Frau eine entsprechende Körperreaktion gezielt unterdrückt, aus Angst zu urinieren. Andersherum kann sie sich im Falle einer starken Ejakulation durch die Verwechslung so stark beschämt fühlen, dass der Orgasmus ausbleibt.
Nur im Idealfall, wenn die körperliche Reaktion entspannt erlebt werden kann und nicht unterbrochen wird, kommt es zu einem gleichzeitig empfundenen Orgasmus.
Diese vollständige Entspannung bei maximaler Erregung ist allerdings auch Grundlage intensiver Orgasmus. Dadurch können beide Zustände durchaus gehäuft in Kombination auftreten.
Wissenschaftler gehen im Übrigen davon aus, dass die beim sehr starken Squirting ausgestoßene Flüssigkeit nur zu einem Teil aus Prostatasekreten besteht. Die übrigen Bestandteile sind nicht abschließend belegt. Ein dem Urin ähnlicher Stoffbestandteil soll in jedem Fall enthalten sein.
Unerforschte Feuchtgebiete
Tatsächlich fehlt es in Bezug auf die weibliche Prostata noch an weitreichenden wissenschaftlichen Studien. Das Interesse nimmt jedoch seit einigen Jahren stetig zu, sodass es sich lohnen kann, im Laufe der Zeit immer mal Informationen zu diesem Gebiet einzuholen.